"(Moskau)
Rußlands neue Verfassung wird zwei sensationelle Neuerungen
enthalten. Sie wird einen Gottesbezug haben und die Ehe wird als Bund
zwischen einem Mann und einer Frau festgeschrieben.
Während
es in Westeuropa manchen Bischöfen gefällt, Politiker zu
kritisieren, denen es noch ein Anliegen ist, Bezug auf das
Christentum oder christliche Symbole zu nehmen, weil sie das
„falsche“ Parteibuch haben, freuen sich die russisch-orthodoxen
Bischöfe über die anstehende Verfassungsänderung im größten
Flächenstaat der Welt. Wladimir
Putin macht es möglich." Kath
info am 5.3.2020
Eine
kleine Orientierungsskizze dazu: Es muß distinguiert werden zwischen
der idealen Verhältnisbestimmung von Kirche und Staat in den
christlichen Confessionen und der faktischen Realisierung in der
Wirklichkeit.
Für
die Katholische Kirche ist das Ideal eindeutig, daß der
Subordination des Staates unter die Kirche, daß es kein rein
vernünftiges gutes Regieren des Staates geben kann, wenn der Staat
die übernatürlichen Wahrheiten der Offenbarung also als für sich
irrelevant ansieht, die in der Katholischen Kirche und nur in ihr in
Gänze präsent sind. Im 2.Vaticanum kam die Kirche zu dem Ergebnis,
daß nach dem Ende der Konstantinischen Epoche dies Ideal nicht mehr
für sie realisierbar sei und die Kirche sich neu jetzt als
Organisation in einer pluralistisch verfaßten Gesellschaft zu
verorten habe, die als solche auch einen Einfuß auf die staatliche
Politik wie die anderen Organisationen der Zivilgesellschaft nehmen
will.
Für
die "Kirchen" der Reformation ist das Ideal das der
Bereichstrennung. Die Kirche und der Staat sind auf prinzipiell
Grundverschiedenes ausgerichtet, die Kirche auf das Seelenheil
und der Staat auf das weltliche Gemeinwohl. Wenn die Beiden das je
ihr Eigenes wirken, kann es so keine Konflikte geben, die entstehen
nur, wenn die Kirche sich ins Staatliche und der Staat sich ins
Kirchliche einmischt. Dies fundiert sich in der reformatorischen
Rechtfertigungslehre, daß allein der Glaube das Heil wirkt und daß
somit die Sphäre der Politik, das Reich der Werke allein der
politischen Vernunft zu überlassen sei.
Die
reformierten "Kirchen" wandten sich aber seit Barmen 1934
schrittweise davon ab und verlangten eine politische Kirche,
die dem Staat sagt, wie er zu regieren habe. Deutlich wurde das in
dem friedenspolitischen Engagement der Reformierten, gipfelnd in der
Meinung, daß die Atombombe eine Bekenntnisfrage sei, ob ein Staat
zur Sicherung des Friedens solche Bomben besitzen dürfe. Heute
hat sich der reformierte Standpunkt in der EKD durchgesetzt, zumal
jetzt die Bundesregierung geradezu "christlich" regiert mit
ihrer Politik der offenen Grenzen und der Umwandlung Deutschlands in
eine multikulturelle Gesellschaft und der Förderung der
Islamisierung Europas.
Die
Anglikaner sehen das Ideal in der Subordination der Kirche unter den
Staat an; diese "Kirche" ist ja auch nur vom englischen
König gegründet worden, weil die Katholische sich erdreistete zu
lehren, daß auch er sich der Ehelehre der Kirche unterzuordnen habe.
Da schuf er sich eine, die ihm in allem, was er wollte, recht zu
geben hatte. Seitdem das Königshaus nicht mehr das Machtzentrum
Englands ist, sondern, wer eigentlich?- die veröffentliche Meinung(=
der Zeitgeist) subordiniert sie sich dem Zeitgeist, und lehrt nur
noch, was mit dem kompatibel ist.
Die
Orthodoxen Kirchen und dabei wohl isb. die Russische sieht das Ideal
des Verhältnisses von Kirche und Staat in einem harmonischen
Miteinander. Seit der bolschewistischen Revolution war dies Ideal
nicht mehr realisierbar, auch wenn Stalin unter der Parole des
"Vaterländischen Krieges" das Verhältnis zur
Russisch-Orthodoxen Kirche verbesserte. Jetzt ist aber die Zeit
gekommen, in der schrittweise sich beide Partner, der Staat und die
Kirche diesem Ideal wieder annähern. Das ist gewiß ein großer
Verdienst der Klugheit der Führung der Russisch-Orthodoxen Kirche
aber auch der Klugheit Putins zu verdanken, die beide wissen, daß
gerade ein harmonisches Verhältnis zwischen Staat und Kirche für
das Volk das Beste ist.
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