Samstag, 14. März 2020

Leben wir in einer Epoche des Nihilismus?

Die Welt, in der Gott tot ist“, so betitelt Julius Evola das 2.Kapitel seines großen Essays: „Den Tiger reiten“.Den Ausgangspunkt bildet Nietzsches: „Gott ist tot“ und Dostojeweskijs Ausspruch: „Wenn es Gott nicht gibt, ist alles erlaubt.“ Damit sei der Nihilismus gekennzeichnet, der nicht nur den Moraldiskurs im engeren Sinne sondern auch die Weltanschauung bestimme. „Der Tod Gottes trug bei zum Verlust jeglichen Lebenssinn,jeder höheren Rechtfertigung der Existenz.“ Evola, Den Tiger reiten, 1997, S,51)
Leben wir jetzt wirklich in einer Epoche des Nihilismus, einer, in der alles erlaubt ist?Nüchtern betrachtet: Vieles, was einst als unmoralisch gab, etwa im Bereich der Sexualität, gilt heute als erlaubt, aber deswegen ist doch noch nicht alles erlaubt. Vor vielen Jahren konnte noch unbekümmert eine Mutter ihrem Kinde einen Negerkuß zum Essen geben, heute ist das fast eine unverzeihbare Sünde. Nicht mehr die christliche Religion mit ihrem Verweis auf Gott lehrt, was gut und böse, was wahr und unwahr, was schön und unschön ist, sondern auch diese Funktion übernimmt inzwischen diese politische Weltanschauung. Sie verfügt als Letztbegründungs-instanz nicht auf einen Gott, ja, es finden sich in ihr kaum Begründungen, stattdessen dominiert das einfache „Man“: Das darf man nicht denken, sagen und tuen. Und diese neue Moral hat sich weitestgehend durchgesetzt, sosehr, daß die Katholische Kirche und der Protestantismus sie vollständig in sich aufgenommen haben und nun als ihre Botschaft verstehen.
Kann so der Begriff des Nihilismus nur den Punkt bezeichnen, in dem die christliche Religion ihre Stellung als die öffentliche Religion verlustig wurde und noch kein funktionaler Ersatz etabliert worden war? Haben wir so den Nihilismus schon hinter uns, bevor er richtig zur Herrschaft kommen konnte? Daß dieser Begriff einfach nur den Riß markiert zwischen dem Ausruf: „Der König ist tot“ und „Es lebe der neue König“?
Anders stellte es sich dar, würde gefragt, ob denn wirklich eine Weltanschauung ohne einen Absolutes, von dem her alles andere seine Legitimierung erfährt, lebensfähig ist. Es drängt sich so der Gedanke auf, daß wie für die christliche Religion das historische Ereignis des Kreuzes Jesu Christi den Emergenzpunkt für die christliche Religion bildet, der Holocaust als historisches Ereignis den Emergenzpunkt für die Weltanschauung der Politischen Korrektheit bildet. In ihr ist dann die sogenannte Holocaustreligion integriert als ihr eigentliches Fundament, also das Ereignis des absolut Bösen. (Vgl dazu Sieferle, Finis Germaniae). Die „religiöse“ Praxis dieser neuen öffentlichen Religion ist dann der Kampf gegen Rechts.
Wenn nun eine evangelische Pfarrerin im „Wort zum Sonntag“ den Kampf gegen Rechts predigt, daß die Parlamente gestürmt werden müssen, in die AfD Politiker hineingewählt worden sind, dann demonstriert das eben nur, wie sehr das organisierte Christentum sich der neuen öffentlichen Religion subordiniert, ja, die schon für die christliche Religion, zumindest ihrer Kernaussagen hält. Der Nihilismus ist so, bevor seine Zersestzungskraft wirksam werden konnte, überwunden worden. Das stellt nun aber keine Rückkehr zur christlichen Religion dar, mitnichten, sondern das heißt nun, daß sich gerade die christliche Religion der neuen Herrschaft dieser Ideologie unterwirft.

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