„Die
Welt, in der Gott tot ist“, so betitelt Julius Evola das 2.Kapitel
seines großen Essays: „Den Tiger reiten“.Den Ausgangspunkt
bildet Nietzsches: „Gott ist tot“ und Dostojeweskijs Ausspruch:
„Wenn es Gott nicht gibt, ist alles erlaubt.“ Damit sei der
Nihilismus gekennzeichnet, der nicht nur den Moraldiskurs im engeren
Sinne sondern auch die Weltanschauung bestimme. „Der Tod Gottes
trug bei zum Verlust jeglichen Lebenssinn,jeder höheren
Rechtfertigung der Existenz.“ Evola,
Den Tiger reiten, 1997, S,51)
Leben
wir jetzt wirklich in einer Epoche des Nihilismus, einer, in der
alles erlaubt ist?Nüchtern betrachtet: Vieles, was einst als
unmoralisch gab, etwa im Bereich der Sexualität, gilt heute als
erlaubt, aber deswegen ist doch noch nicht alles erlaubt. Vor vielen
Jahren konnte noch unbekümmert eine Mutter ihrem Kinde einen
Negerkuß zum Essen geben, heute ist das fast eine unverzeihbare
Sünde. Nicht mehr die christliche Religion mit ihrem Verweis auf
Gott lehrt, was gut und böse, was wahr und unwahr, was schön und
unschön ist, sondern auch diese Funktion übernimmt inzwischen diese
politische Weltanschauung. Sie verfügt als Letztbegründungs-instanz
nicht auf einen Gott, ja, es finden sich in ihr kaum Begründungen,
stattdessen dominiert das einfache „Man“: Das darf man nicht
denken, sagen und tuen. Und diese neue Moral hat sich weitestgehend
durchgesetzt, sosehr, daß die Katholische Kirche und der
Protestantismus sie vollständig in sich aufgenommen haben und nun
als ihre Botschaft verstehen.
Kann
so der Begriff des Nihilismus nur den Punkt bezeichnen, in dem die
christliche Religion ihre Stellung als die öffentliche Religion
verlustig wurde und noch kein funktionaler Ersatz etabliert worden
war? Haben wir so den Nihilismus schon hinter uns, bevor er richtig
zur Herrschaft kommen konnte? Daß dieser Begriff einfach nur den Riß
markiert zwischen dem Ausruf: „Der König ist tot“ und „Es lebe
der neue König“?
Anders
stellte es sich dar, würde gefragt, ob denn wirklich eine
Weltanschauung ohne einen Absolutes, von dem her alles andere seine
Legitimierung erfährt, lebensfähig ist. Es drängt sich so der
Gedanke auf, daß wie für die christliche Religion das historische
Ereignis des Kreuzes Jesu Christi den Emergenzpunkt für die
christliche Religion bildet, der Holocaust als historisches Ereignis
den Emergenzpunkt für die Weltanschauung der Politischen Korrektheit
bildet. In ihr ist dann die sogenannte Holocaustreligion integriert
als ihr eigentliches Fundament, also das Ereignis des absolut Bösen.
(Vgl dazu Sieferle, Finis Germaniae). Die „religiöse“ Praxis
dieser neuen öffentlichen Religion ist dann der Kampf gegen Rechts.
Wenn
nun eine evangelische Pfarrerin im „Wort zum Sonntag“ den Kampf
gegen Rechts predigt, daß die Parlamente gestürmt werden müssen,
in die AfD Politiker hineingewählt worden sind, dann demonstriert
das eben nur, wie sehr das organisierte Christentum sich der neuen
öffentlichen Religion subordiniert, ja, die schon für die
christliche Religion, zumindest ihrer Kernaussagen hält. Der
Nihilismus ist so, bevor seine Zersestzungskraft wirksam werden
konnte, überwunden worden. Das stellt nun aber keine Rückkehr zur
christlichen Religion dar, mitnichten, sondern das heißt nun, daß
sich gerade die christliche Religion der neuen Herrschaft dieser
Ideologie unterwirft.
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