„und
die Wahrheit wird euch frei machen“,
so sagt es Jesus Christus zu den Juden. (Joh 8, 32). Die so
Angesprochenen erwiderten spontan, daß sie doch frei seien als
Kinder Abrahams: wozu bedürften sie da noch einer Befreiung?Sie
hätten aber auch politisch respondieren können,daß sie ein von den
Römern unterdrücktes Volk seien und ob so Jesus sie von dieser
Fremdherrschaft befreien wolle. Nur, wie sollte die Erkenntnis der
Wahrheit sie politisch befreien?
Was
für eine Freiheit ist denn hier überhaupt gemeint? Die
Willensfreiheit, daß ich zu jeder Ichaussage, ich wollte A, auch die
konjunktivische Aussage bilden könnte, daß ich auch nicht A hätte
wollen können? Die Handlungsfreiheit, daß ich gestern A tat, A
aber auch nicht hätte tuen können? Nur, wie sollten diese beiden zu
unterscheidenden Freiheiten etwas mit der Erkenntnis der Wahrheit zu
tuen haben? Die Unterscheidung hat zwar etwas zu tuen mit der
Erkenntnis, daß ich zwar frei wollen kann, A oder auch Nicht-A zu
wollen, aber daß meine Handlungsfreiheit immer eine limitierte ist,
denn nicht alles, was ich frei wollen kann, kann ich auch
realisieren. Es bedarf auch der Macht, das Gewollte umsetzen zu
können.So ist Gott als Allmächtiger frei, weil alles, was er
freiwillig will, er könnte es auch nicht wollen, auch realisieren
kann, während der Mensch nur das ihm auch Mögliche realisieren
kann.Ein Blindgeborener kann wohl sehen wollen, er kann es aber nicht
sehen, auch wenn er es will.
Die
Willensfreiheit ist so doch dem Menschen in seinem freien Willen
gegeben und diese Freiheit ist doch nun eine, die mit der Erkenntnis
der Wahrheit nichts zu tuen hat. Ja, das postmoderne Denken erwiderte
gar, daß die Erkenntnis der Wahrheit den Menschen unfrei mache. Denn
könnte die wahre Religion, die wahre Philosophie erkannt werden, wie
könnte sich da noch ein Mensch gegen die wahre Religion, die wahre
Philosophie entscheiden; müßte er sich aber ob der Erkenntnis für
die wahre Religion oder wahre Philosophie entscheiden, dann wäre das
ja geradezu ein Verlust an Freiheit, der Wahlfreiheit nämlich, das
oder dies zu wollen.
Sind
wir also von Natur aus so frei, (unsere Willensfreiheit), daß wir
einer Befreiung zur Freiheit gar nicht bedürfen? Oder sollten wir
uns hier von Jesus Christus sagen lassen müssen, daß wir uns als
frei wähnende, gar nicht frei sind?
Jesus
respondiert: Wer die Sünde tut, ist Sklave der Sünde. (8,34).
Aber das konfundiert diese Sache doch noch mehr: Denn wenn ich ein
Sklave der Sünde wäre, wäre ich ja gar nicht mehr für mein
Sündigen verantwortlich, weil ich es ja als Sklave der Sünde
sündigte, aber nur eine Sünde, die ich freiwillig wollte, mir als
meine Sünde zugerechnet werden kann. Könnte ich nicht anders als zu
sündigen, wie könnte mir dann Gott mein erzwungenes Sündigen als
mein Sündigen anrechnen.
Oder
sollten wir die Aussage so deuten: Dadurch, daß ich gesündigt habe,
wurde ich zum Sklaven meiner Sünde, sodaß ich nun nach dieser Sünde
zum Sünder geworden bin, der sklavisch sündigt.
Eines
will doch Jesus Christus hier ausschließen, daß der zum Sklaven der
Sünde Gewordende die Möglichkeit hätte, jederzeit mit dem Sündigen
aufzuhören. Seine Befreiung zur Freiheit bestünde dann in der
Befreiung zum Nicht-mehr-sündigen- Müssen! Und diese Freiheit kann
nur durch die Erkenntnis der Wahrheit erlangt werden. Also, durch
mein Sündigen bestimme ich mich zum Sünder, der so ein Sklave der
Sünde ist. Aus dieser Selbstbestimmung als einer Selbstdetermination
könne sich dann der Mensch nicht mehr selbst befreien. Als Sünder
findet er sich so verstanden immer schon als zum Sündigen Bestimmter
vor. Aber diese Determination müßte dann eine freie
Selbstbestimmung sein, denn wäre sie einfach nur etwas schicksalhaft
über mich Verhängtes, dann wäre diese Determination nicht eine mir
als Sünde zurechenbare Schuld.
Es
müßte dann eine Tat, die meiner Sünde geben, die mich erst zum
Sklaven der Sünde machte, die selbst freiwillig vollzogen wurde, die
mich dann aber bestimmt, sodaß ich dieser Selbstdetermination nicht
mehr entkommen kann. Das kann keine Tat in meinem Leben in dieser
Welt sein,denn eine solche könnte mich nicht so determinieren. Damit
streifen wir das Thema der Erbsündenlehre: die eine Tat, die alle zu
Sklaven der Sünde machte, die Sünde Adams. Nur, dann muß diese
Adamstat auch die jedes Menschen sein, weil ja von jedem gilt,daß er
als Sündigender ein Sklave der Sünde ist. Das ist die Wahrheit der
Aussage, daß wir alle in Adam gesündigt haben. Denn es steht ja
geschrieben:
Deshalb,gleichwie
durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist, und durch
die Sünde der Tod, und so auf alle Menschen der Tod übergegangen
ist, weil alle in ihm gesündigt haben.(Röm 5,12) Das in ihm,
das ist das Problem, vor dem uns die Erbsündenlehre stellt. Wie
ist es zu denken, daß das Menschsein in dem einen Menschen so
präsent war, daß er durch seine freie Tat der Sünde das Menschsein
und damit jedes individuierte Menschsein bestimmen konnte zu einem
Sklavensein der Sünde. Denken wir uns den ersten Menschen als die
Idee des Menschen, als sein Urbild, das Gott zur Selbstbestimmung
bestimmte, dann bestimmte die Tat des Urbildes das, was das
Menschsein nach dieser Tat ist, das der Sünde unterworfene aber zur
Erlösung berufene Menschsein. (Vgl Uwe C. Lay, Der zensierte Gott)
1.Zusatz: Es gibt gute Gründe, den Schöpfungsbericht 1.Mose als Schaffung der ideellen Welt zu verstehen, aus der heraus sich dann die wirkliche generierte und zwar so, wie sie geworden ist durch die Urtat des ideelen Menschen, dem Urbild des Menschen.
2.Zusatz: Für das postmoderne Denken gilt, daß nur die Unerkennbarkeit der Wahrheit ein Garant der Freiheit ist, denn jede erkannte Wahrheit diskriminiert das durch die Wahrheit als das Unwahre Abqualifizierte. Totalitäre Staaten zeichneten sich so gerade durch den Besitz erkannter Wahrheiten aus, in deren Namen sie alles andere dann unterdrückten.Jede Religion dürfe sich so nur nach als eine Suchbewegung nach der Wahrheit verstehen, die aber so gerade nicht im Besitze der Wahrheit sei.
2.Zusatz: Für das postmoderne Denken gilt, daß nur die Unerkennbarkeit der Wahrheit ein Garant der Freiheit ist, denn jede erkannte Wahrheit diskriminiert das durch die Wahrheit als das Unwahre Abqualifizierte. Totalitäre Staaten zeichneten sich so gerade durch den Besitz erkannter Wahrheiten aus, in deren Namen sie alles andere dann unterdrückten.Jede Religion dürfe sich so nur nach als eine Suchbewegung nach der Wahrheit verstehen, die aber so gerade nicht im Besitze der Wahrheit sei.
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