Freitag, 24. Oktober 2025

„Humanismus und Terror“ oder müßte es nicht vielmehr: Humanismus statt Terror heißen? Oder vom Menschen, wie er ist.

 

Humanismus und Terror“ oder müßte es nicht vielmehr: Humanismus statt Terror heißen? Oder vom Menschen, wie er ist.


Slavoj Zizek verschafft uns in seinem Werk: „Die bösen Geister des himmlischen Bereichs.Der linke Kampf um das 21.Jahrhundert einen bedenkenswerten Beitrag zur einer Verhältnisbestimmung zwischen diesen zwei Begriffen.1 Dabei bezieht er sich auf das Werk: „Das Jahrhundert“von Alain Badiou. Das „und“ würde jetzt durch das „Oder“ ersetzt. 1946 hat der Philosoph Maurice Merleau – Ponty eine Apologetik des stalinistischen Terrors unter dem Titel: „Humanismus und Terror“ verfaßt: „Der gegenwärtige Terror wird im Nachhinein gerechtfertigt werden,wenn die Gesellschaft, die daraus hervorgeht,wirklich menschlich ist.“2 Der stalinistische Terror ziele auf die „Hervorbringung des neuen Menschen“.3 Schon die Französische Revolution habe unter Robespierre dies „und“ praktiziert: durch den Terror zur Humanität. Der „Zweck heiligt die Mittel“ wird so sowohl von der Französischen wie von der kommunistischen Revolution in die Tat umgesetzt.

Diese Indienstnahme des Terrors für das Ziel der Erschaffung einer humanistischen Welt würde nun durch die Ersetzung des Undes durch das Oder als inakzeptabel verurteilt.

Erstaunlicherweise verweist Zizek hier nicht auf einen der ersten Kritiker dieser bolschewistischen Praxis, den Terror in den Dienst der Humanität, Georg Lukacs, der zu dieser Causa 1918 schon in seinem Essay:“Der Bolschewismus als moralisches Problem“ schrieb: „Ich wiederhole:der Bolschewismus basiert auf der metaphysischen Annahme,daß aus dem Schlechten Gutes stammen kann.“ „Der Verfasser dieser Zeilen kann diesen Glauben nicht teilen, und darum sieht er in den wurzeln der bolschewistischen Position ein unlösbares moralisches Problem.“ 4 Nicht ganz frei von einem polemischen Unterton verweist Zizek stattdessen auf antistalinistische Humanisten, die den Terror mit der Humanität als unvereinbar verurteilten.

Interessanter ist nun aber die Position der verneinenden Bejahung des Undes: So erachteten Heidegger wie auch „die konservativen Christen“ „den Terror als die Wahrheit – als letzte Konsequenz - des humanistischen Projekts selbst und dessen Hybris. Einfacher formuliert: Das Ziel einer humanistischen Gesellschaft verlangt den Terror als den Geburtshelfer des Humanismus und an dieser Geburtshelfer führt unweigerlich zu einer Fehlgeburt eines permanenten Terrors, der nie das Ziel des neuen Menschen und der humanen Gesellschaft hervorbringen werden kann. Damit wird aber nicht nur der Ethik, der Zweck heiligt die Mittel eine deutliche Absage erteilt sondern ebenso der Vorstellung, ohne das Mittel des Terrors eine humane Welt errichten zu können. Vielleicht gründet sich darin die Reservatio mentalis Zizeks den humanistischen Kritikern des Stalinismus gegenüber, daß so sie auf die Erreichung des Zieles einer humanistischen Gesellschaft verzichten, auch wenn sie dies im Geiste eines utopistischen Sozialismus meinen, erwirken zu können.

Nur,woran muß in dem Urteil der conservativen Christen die Realisierung einer humanistischen Gesellschaft scheitern? Daß in allen Menschen, auch in uns Christen ein Zuviel an dem „Alten Adam“ steckt, daß unser Herz zu sehr denn doch dem Bösen zugeneigt ist.Eine Gesellschaft kann nur human sein, wenn sie auch repressiv ist und so kann sie nie gänzlich human sein! Sie bedarf des Anderen der Humanität, isb der Staatsgewalt und ist so auch immer antihuman. Die vielen Mißbräuchsfälle in der Kirche zeigen überdeutlich, wie viel an „Altem Adam“ selbst in der Kirche noch lebendig ist und nicht durch irgendwelche demokratischen Strukturreformen beseitigt werden kann.





1Zizek, Die bösen Geister,2013,S.105f.

2A.a.O.S.105.

3A.a.O.S.105.

4Georg Lukacs, Taktik un Ethik. Politische Aufsätze I,Sammlung Luchterband, 1975,S.33,

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