Freitag, 3. Oktober 2025

Die (fast) vergessenen Engel – oder eine Arbeitnehmer feindlich gesonnene Theologie?

 

Die (fast) vergessenen Engel – oder eine Arbeitnehmer feindlich gesonnene Theologie?

Einst waren Bertold Brechts Werke eine Pflichtlektüre zumindest auf den Gymnasien, wobei allerdings anzufragen gewesen wäre,ob dieser Schriftsteller diesen Erfolg der literarischen Qualität oder mehr der politischen Tendenz seiner Werke zu verdanken habe.In seinem Werk: „Fragen eines lesenden Arbeiters“ heißt es sinngemäß1: „Der Pharao habe die Pyramiden gebaut, der General die Schlacht gewonnen...“Der lesende Arbeiter früge nun aber,haben nicht viele Sklaven die Pyramiden erbaut und haben nicht Soldaten gekämpft und die Schlacht gewonnen? So werden die ans Tageslicht gebracht, die die Geschichtsschreibung der großen Männer, die die Geschichte schrieben, vergäße! Kein Pharao hätte eine Pyramide erbauen können ohne seine Arbeiter und kein General seine Schlacht gewinnen können ohne seine Soldaten.

Der Text suggeriert nun aber auch, daß die Pyramiden auch ohne den Pharao hätten gebaut werden können und die Soldaten die Schlacht ohne den General, daß also der jeweils Herrschende überflüssig für das jeweilige Werk sei,womit die Utopie einer herrschaftsfreien Gesellschaft angedeutet wird. Aber diese Suggestion täuscht: Ohne den Willen des Pharaos wäre keine Pyramide erbaut worden und ohne die Führung durch den General wäre die Schlacht nicht gewonnen worden! Aber mit Brecht muß darauf insistiert werden, daß ohne die Arbeiter und ohne die Soldaten die Regierer ihr jeweiliges Werk nicht realisieren könnten.

Auch Gott hat, wie der Pharao und der General auch seine Mitarbeiter,nämlich in erster Linie die Engel. Aber eingedenk der Analogia entis Lehre ist die Differenz zwischen Gott und dem, womit Gott verglichen wird größer als seine Ähnlichkeit. Als der Allmächtige kann Gott alles, was er will, alleine vollbringen und auch das,was er nicht will,könnte er alleine vollbringen. Nun war es seine freie Entscheidung, andere in seinen Dienst zu stellen und hier muß wider einen überspannten Anthropozentrismus an erster Stelle die Engel als Gottes Mitarbeiter genannt werden.Wenn Paulus im 1.Korintherbrief (1,4) von den Aposteln als Diener Christi spricht, dann bedeutet das,modern ausgedrückt:Mitarbeiter Jesu Christi. Diese paulinische Aussage inkludiert aber nicht, daß nur die Apostel oder nur Menschen Mitarbeiter Jesu Christi wären bzw sein könnten.

Gottes Königsherrschaft wird in der Bibel gern in einer Analogie zu der Herrschaft eines irdischen Königes gedacht, wobei dann aber dieser Unterschied mitbedacht werden muß: Gott könnte monergistisch alles allein wirken, so denken das die Reformatoren Luther,Zwingli und Calvin, oder er will für sein Wirken auch mit Engeln und Menschen zusammenwirkend wirken. Wer nun in einem vermeintlich gut gemeinten Theozentrismus oder Christozentrismus Gott als den allein Wirkenden hervorhebt,praktiziert genau das,was Brecht kritisiert: Die Mitarbeiter werden so sträflichst vergessen. Gott vergißt sie nicht, aber eine theozentristische Theologie,die dann auch die Kirche vergißt, als würde Gott unmittelbar ohne die Vermittelungstätigkeit der Kirche das Heil der Menschen wirken wollen und wirken. Wir Menschen können ohne Gott unser Heil nicht erwirken,das muß gegen den Atheismus Brechts betont werden,aber gegen einen monergistisch wirkend vorgestellten Gott muß ebenso klar betont werden, daß Gott nicht ohne engelische und menschliche Mitarbeiter das Heil bewirken will und bewirkt.

Warum gibt es überhaupt Engel? Diese Frage ließe sich mit der Aussage,daß es Gott gefiel, sie zu erschaffen, respondieren und diese Antwort ist auch zutreffend, aber eine spekulativ verfahrende Theologie könnte auch Gründe anzeigen, warum es die Engel gibt,wobei dann nicht einfach präsumiert wird, daß es sie gibt,da die hl.Schrift ihre Existenz bezeugt,sondern daß ergründet wird,daß es sie in dem von Gott erschaffenen Kosmos geben müsse ob der Ordnung des Kosmos,die dann als zwar frei von Gott gesetzte präsumiert wird,die dann aber als für den Erweis der Existenz der Engel verwendet werden kann.

Da der Kosmos das schön gut Geordnete bedeutet,der Begriff der Kosmetik ist ein Derivat dieses Begriffes und besagt, daß eine Frau durch die Verwendung der Kosmetik sich in den Einklang mit dem schön und gut geordneten Kosmos zu bringen versucht, ist auch das Reich der Zahlen etwas gut Geordnetes. In der Schule existiert so eine Notenskala von der Note 1 als der besten bis zur 6 als der schlechtesten Benotungsmöglichkeit.Wenn es nun nur die 1 und dann die Noten 3 bis 6 gäbe, würde das als eine Unordentlichkeit wahrgenommen werden,da die Note, die weniger gut als die 1 und die besser ist als die 3 und alle ihr folgenden Noten fehlte. Dies Fehlen widerspräche der Idee eines gut Geordneten.2

Die Ontologie kennt nun auch so eine hierarische Ordnung,Gott als die 1 und alles andere, wie bei den Schulnoten die 2 bis die 6 als von ihm Verschiedenes. Alles Verschiedenes ist aber nur als eine Teilhabe an dem Einen, an Gott: 2,3,etc sind eben ein Vielfaches von der 1, dem Einen und so auch verschieden von ihm und an ihm teilhabend.Die unbelebte Materie ist das von Gott am weitestens Entfernte, die belebte ihm näher stehend und der Mensch als vernünftiges Wesen ihm näher stehend als die belebte und die tote Materie. Der Mensch ist nun ein Kompositum aus einer Seele und einem Körper. Als Seele ist er wie Gott Geist,nur daß sein Geist ein durch Gott unmittelbar erschaffener eine Seele ist,Gott aber unerschaffen ist.Als ein körperliches Geschöpf ist er dagegen von Gott verschieden, da Gott nur Geist ist und ihm so nicht ähnlich.Als Seele ist er ihm dagegen ähnlich, wobei die Gleichheit die des Immateriellen und die Differenz die des Unerschaffenseins zu dem Erschaffenseins ist- das ist seine Ähnlichkeit.

Ein von Gott geschaffenes Wesen,daß nur Geist ist ohne einen Körper wäre so Gott näher stehend als der Mensch,weil er ihm ähnlicher wäre.Wie Gott wäre auch dieses Geschöpf rein Immateriell,rein geistig. Fehlte nun dieses so bestimmte Geschöpf in der Ordnung des Kosmos,dann wäre das so,als wenn in der Notenskala der Schule die 2 fehlen, denn sie nimmt in der Notenordnung genau die Position ein, die in der Seinsordnung dies rein geistige Wesen einnehmen würde,existierte es. Da dies ein Mangel in der Ordnung des Kosmos wäre, der Kosmos ist das von Gott schön gut Geordnete, fehlt dieses Geschöpf nicht,denn das sind die Engel.Da nun der Kosmos als schön und gut Geordnetes wahrnehmbar ist,zumindest im Glauben, aber die Griechen erkannten ihn so auch schon vor der Offenbarung Gottes, ist es einsichtig, daß es die Engel gibt. Wenn nun gar Gott Menschen in seinen Dienst stellt, da er nicht alleinwirkend sein will, da ist es dann auch evident,daß er die ihm ähnlichsten und ihm am nähesten stehenden Geschöpfe um so mehr in seinen Dienst stellt! Man denke an den Völkerengel Portugals,der die Erscheinungen der Gottesmutter in Fatima vorbereitete,indem er den Seherkindern erschien.







1Das Werk liegt mir nicht vor, sodaß ich aus es nur sinngemäß wiedergeben kann.

2Zu dem obligatorischen Einwand, daß es in der gut geordneten Schöpfung auch Nichtgutes gäbe,ließe sich mit Adorno erwidern: „Daß Kunst im Begriff des Schönen nicht augeht,sondern,um ihn zu erfüllen,des Häßlichen als seiner Negation bedurfte,ist ein Gemeinplatz.“Theodor Adono.Ästhetische Theorie, stw 2, S.74.Was für die Ordnung des Ästhetichen gilt,gilt so auch für die moralische Ordnung.

Donnerstag, 2. Oktober 2025

Confusionen über eine „Handlungsohnmacht“ Jesu Christi, über die Willens- und die Handlungsfreiheit des Menschen 2.Teil

 

Confusionen über eine „Handlungsohnmacht1 Jesu Christi, über die Willens- und die Handlungsfreiheit des Menschen 2.Teil



Zur Klärung der Handlungsfreiheit verwendet der Artikel die Situation eines in einem Gefängnis Einsitzenden. Vieles, was er möchte, kann er nicht realisieren, er kann nicht reisen, auch wenn er es will, aber es bleiben ihm doch auch Handlungsfreiheiten.Aber es gälte: „Mir ist die Freiheit eines selbstbestimmtrn Lebens genommen.“2 Dann wird noch zwischen der physischen und der rechtlichen Freiheit unterschieden: „Wenn der Staat Mord oder Betrug verbietet, nimmt er mir nicht die phyische,sondern bloß die rechtliche Möglichkeit zu solchen Handlungen.“3Unter der Willensfreiheit wird nun, und um die geht es diesem Artikel, verstanden: „Mein Wollen ist von mir selbst bestimmt und nicht von etwas Anderem.“4 Hier taucht schon eine gewisse Unklarheit auf, denn es fehlt eine eindeutige Qualifizierung dieses Selbstbestimmens: Könnte ich, wenn ich mich zu A bestimmt habe, auch zu -A bestimmt haben, ist mein Sichselbstbestimmen wirklich ein freies? Nun wird behauptet: „Und genau an diesem Punkt melden sich Zweifel an: Gefühle,Neigungen und Wünsche entstehen in mir, ohne dass ich ihre Entstehung gewollt und geplant habe.Aber sie steuern mein Wollen.“5 Wenn meine Gefühle,Neigungen und Wünsche mein Wollen bestimmen, dann bestimmen sie meinen Willen nur, weil ich sie als Beweggründe in meinen Willen aufgenommen habe. Wenn ich Hunger habe, dann kann ich essen wollen, um den Hunger zu stillen, ich kann aber auch beschließen, weiter arbeiten zu wollen und so jetzt nicht den Hunger stillen zu wollen. Sich frei selbst zu bestimmen, heißt, frei zu entscheiden, was ich will oder was ich nicht will. Genau das ist das Vermögen des freien Willens. Die Behauptung: „Mein Wollen wird also durch meine natürlichen Antriebe gesteuert“ ist so eindeutig falsch.

Jeder Mensch kann sich kontingent zu seinen natürlichen Antrieben verhalten und das ist seine Willensfreiheit. So entschieden sich die Märtyrer, lieber zu sterben, als gegen Gott zu sündigen und bewiesen so, wie es auf das erhellendste das 4.Buch der Makkabäer aufweist, daß der Mensch nicht mal dem stärksten natürlichen Antriebe,dem des Überlebenwollens unterworfen ist.

Im Artikel wird dann in Anlehnung an Kant behauptet, der Mensch unterläge einer Naturkausalität“,durch die er determiniert sei. In dem Artikel wird diese Behauptung gerechtfertigt durch die Behauptung: „Wenn wir etwas Betimmtes wollen,dann eben aus Neigung,Angst,Wut,Neid usw.“6 Dieser Anschein einer „Naturkausalität“ entspringt nun dem Ausklammern des Denkens im Modus des Konjunktives, daß jede indikativiche Aussage: „A ereignete sich“ durch die konjunktivische: „A hätte sich auch nicht ereignen können“ ergänzbar ist. So wie die Zahl „Eindrittel“ nicht in der Menge aller Dezimalzahlen existiert, existieren heißt ein Element einer bestimmten Menge zu sein,sie aber in der Menge aller Zahlen existiert, so existieren alles konjunktivische Ausgesagte nicht als ein Element der durch indikativischen Aussagen konstituierten Welt, sondern in der möglichen Welt, die durch die konjunktivischen Welt konstituiert wird. Nur etwas, von dem nicht gedacht werden kann, daß es ist, kann nicht durch ein konjunktivisches Denken als Seiendes negiert werden.

Aber mit Kant soll nun das Reich der Freiheit vom imperativischen Denken her begründet werden: „Wir können, weil wir sollen!“ Diese Aussage aus dem Munde des protestantischen Kant muß nun jeden Lutherkenner maßlos irritieren, ist doch Luthers genuine Anliegen der Kritik des Gesetzes, daß der Mensch nicht kann, was er soll und daß er deswegen nur allein aus der göttlichen Gnade durch das Evangelium und nicht durch Gottes Gesetz gerechtfertigt werden kann. Gegenüber Erasmus von Rotterdamm bezeichnete Luther die Frage, ob der Mensch aus sich heraus das Gesetz halten könne, daß er könne, was er solle, oder nicht, für die Grunddifferenz zwischen seiner Theologie und die der Kirche!

Verweilen wir trotzdem bei Kant, trotz des Protestes aller Reformatoren! Wenn dann aber in dem Artikel behauptet wird: „Moralität ist sich durchsetzende Vernunftmacht gegen Naturmacht“ 7 wird alles konfundiert. Die „Naturmacht“ kann den Menschen nur beherrschen, wenn er die Antriebe der Natur in seinen Willen als Gründe, etwas zu wollen, aufgenommen hat. Erst der Mensch in seiner Nichtdeterminiertheit, kann sich dazu frei bestimmen, natürlich oder widernatürlich zu leben. Die These des in seiner Bedeutung kaum überschätzbaren Arnold Gehlen, daß der Mensch ein Mängelwesen sei, beinhaltet auch die Aussage, daß er durch seine Natur defizitär determiniert sei und so zur Bewältigung der Kontingnz, so oder so wollen und handeln zu können, der Institutionen, ja überhaupt der Kultur. Daß der Mensch frei sich selbst bestimmend ist, ermöglicht so erst ein moralisches oder unmoralisches Wollen und Handeln können und gründet sich so gerade in seiner Nichtbestimmtheit durch seine Natur.

Nun wird behauptet, daß die Freiheit durch die Willensschwächegefährdet werde. Das ist eine weit verbreitete Fehleinschätzung. Wenn ein Raucher sagt: „Ich will aufhören, zu rauchen, denn mein Lungenarzt hat mir das geboten, damit ich wieder gesunde“ und er doch jeden Tag wieder zur Zigarette greift, dann ist das kein Resultat eines schwachen Willens, sondern dieser Raucher will aufhören und will nicht aufhören! Er will aufhören, um wieder gesund zu werden und er will nicht aufhören, weil er nicht auf den Tabackgenuß verzichten will. Beide Willen in ihm können nun sehr stark sein, ihn innerlich zerreißen und sind so beide nicht schwach. Die Maxime des: „Carpe diem“ verhilft dann aber oft dem Willen, zu rauchen den Sieg über den Willen, mit dem Rauchen aufzuhören! Das kurzfristig Genuß Versprechende wird dem langfristiger Genuß Versprechendem, hier der Gesundheit der Vorzug gegeben. Hierbei siegt der eine Wille über den anderen.

Die andere Gefährdung der Willensfreiheit sei der „Irrtum“, bzw ein Mangel an Wissen, die „Unwissenheit“ gar.8 Der Text will das an Hand des Beispieles giftiger Speisen verdeutlichen. Das Wissen, daß eine Speise giftig sei, schlösse die Handlungsoption, die giftige Speise zu essen, aus. Das ist ein simpler Irrtum, denn es könnte ja sein, daß ich, die Absicht habe, mich zu töten, und gerade deshalb die giftige Speise zu mir nehme und es soll auch Menschen geben, die Anderen giftige Speisen zu essen geben, um sie zu töten. Wissen über etwas erbringt Gründe, eine betimmte Handlung zu vollziehen oder nicht zu vollziehen, aber der freie Wille entscheidet ob er die Gründe als Beweggründe für sein Sichentscheiden annimmt oder nicht. Die freie Wahl wird durch mögliche Gründe für A und nicht für -A nicht beeinflußt, sondern sie werden ja erst zu Gründen für eine Entscheidung, wenn ich sie für mich als Gründe aufnehme.

Ist etwa ein Produkt billiger als ein anderes, das aber von besserer Qualität, so entscheidet der Käufer, ob er zum Auswahlkriterium den Preis oder die Qualität tnimmt.Die Freiheit eines Sichentscheidens wird so durch mein Wissen über das Zuentscheidende weder größer noch kleiner noch gar beseitigt. Ein simples Beispiel möge das veranschaulichen: Wenn eine Guppe sagt, daß sie gemeinsam Ball spielen wollen, dann ist aus dem Wissen, was ein Ball ist, aus seinem Begriff nicht ableitbar, was nun der angemessene gemeinsame Umgang mit dem Spielgerät „Ball“ ist. Wenn aber eine Entscheidung getroffen worden ist, die sich nicht aus dem Wissen um den Ball als ein Spielgerät deduzieren läßt, etwa, Fußball zu spielen, ist durch diese Dezision festgelegt, wie nun mit dem Ball zu spielen sei, eben gemäß dem Regelsystem des Fußballspieles. Jedem Entscheiden liegt so eine Anfangsentscheidung zu Grunde, die dann eine Kriteriologie für alle Folgeentscheidung aus sich heraussetzt, die aber als die erste nicht selbst wiederum durch etwas anderes begründet sein kann.9

Die Antithetik von einer repressiven Autorität, die mir „die Entscheidung abnehmen“ möchte und einer aufklärenden Autorität, die mich zu einer „vernünftigen Entscheidung befähigen“ möchte10 erscheint dann doch sehr haarspalterisch, kann doch keine Autorität mir meine Entscheidung abnehmen, das von ihr Gesagte für wahr oder für unwahr zu halten und keine sagt von sich, daß das von ihr Vertretende nicht die freimachende Wahrheit sei. So hat sicher Josef Stalin nie daran gezweifelt, daß er keine repressive sondern eine aufklärende Autorität sei, denn subjektiv war er und viele mit ihm davon überzeugt.

Der Artikel verweist nun auf etwas sehr Obskurantistisches: auf die „Wahrheit der gleichbleibenden Natur des Menschen.“11 Die Frage, ob es eine solche gibt angesichts der Möglichkeit der Cyborgisierung des Menschen, daß er zu einem Synthesewesen aus Natur und Technik sich entwickeln könnte, und ob dieser Mensch dann noch ein Mensch oder ein Nichtmehrmensch ist, wäre sehr diskussionswürdig als eine Debatte um die Anliegen des Transhumanismus, aber hier soll sich auf den problematischen Begriff der Wahrheit der Natur des Menschen kapriziert werden. Entweder meint diese Wahrheit indikativische wahre Aussagen über den Menschen, dann besagen die eingedenk David Humes Kritik des naturalistischen Fehlschlusses nichts über was und wie der Mensch sein soll, aus, oder aber die Wahrheit ist hier imperativistisch gemeint, daß so der Mensch sein soll. Wer bestimmt dann aber wie, wie der Mensch in Wahrheit sein soll? Das kann für den theologischen Diskurs nur die oberste Autorität, Gott selbst sein: Seine Autoität setzt, was wahr ist und sein soll. Wenn darunter die „Wahrheit der göttlichen Offenbarung12 gemeint ist, muß dem unbedingt zugestimmt werden.









1P.Engelbert Recktenwald, Was ist Freiheit, in: Informationsblatt der Priesterbruderschaft St.Petrus, 10/2025, S.12.

2P.Engelbert Recktenwald, Was ist Freiheit, in: Informationsblatt der Priesterbruderschaft St.Petrus, 10/2025, S.12.

3Wie Fußnote 1.

4A.a.O. S.13.

5A.a.O.S.13.

6A.a.O.S.13.

7A.a,O. S.13.

8A.a.O.S.14.

9Vgl hierzu Fichtes Wissenschaftslehren, aber auch Schelling mit ähnlichen Versuchen, alles aus einem in ich evidenten Grundprinzip her zu deduzieren.

10A.a.0. S.14f.

11A.a.O.S.15.

12A.a.O.S.15f,

Mittwoch, 1. Oktober 2025

Confusionen über eine „Handlungsohnmacht“ Jesu Christi, über die Willens- und die Handlungsfreiheit des Menschen 1.Teil

 

Confusionen über eine „Handlungsohnmacht1 Jesu Christi, über die Willens- und die Handlungsfreiheit des Menschen 1.Teil



In dem Artikel: „Was ist Freiheit?“ steht tatsächlich dieser Satz: „Als unser Herr Jesus Christus am Kreuz hing,war dies eine Situation äußerster Handlungsohnmacht und Freiheitsberaubung.“2 Wie kann von dem Sohn Gottes, der nicht nur wahrer Mensch sondern auch wahrer Gott ist, ausgesagt werden, daß er am Kreuze hängend eine äußerste Handlungsohnmacht erlitt? Ob seiner Göttlichkeit ist er denlnotwendig als allmächtig zu denken,sodaß von ihm niemals eine Handlungsohnmacht prädiziert werden kann. Wenn er als Allmächtiger vom Kreuze unverletzt hätte hinabsteigen wollen, wäre ihm das selbstverständlich möglich gewesen. Diese Aussage könnte also nur wahr sein, wenn entweder behauptet würde, Jesus sei nicht der Sohn Gottes oder daß er, indem er Mensch wurde, es aufgegeben hätte, wahrer Gott zu sein. Wenn der göttliche Logos sich so erniedrigt gehabt hätte, daß er aufgehört hätte, der Sohn Gottes zu sein, dürfte aber im Johannesevangelium es nicht heißen: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlickeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater,voll Gnade undWahrheit.“ (1,14) Das impliziert denknotwendig, daß der Sohn Gottes nicht aufgehört hat, der Sohn Gottes zu sein, als er ein Mensch wurde, denn dann hätte niemand in dem Menschen Jesus die Herrlichkeit des Sohnes erkennen können.

Wenn nun aber konzediert würde, daß der Sohn Gottes doch sein Gottsein aufgegeben hätte, um nur noch ein Mensch zu sein, obschon alle vier Evangelien gerade betonen, daß dieser Jesus von Nazareth ein übernatürliches Wesen war, dann würde immer noch gelten, was dieser Jesus selbst gesagt hatte, als ihn Schüler von ihm mit dem Schwert vor einer Gefangennahme schützen wollten: „Oder glaubst du nicht,mein Vater würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken, wenn ich ihn darum bitte?“ (Mt 26,53). Keine weltliche Macht könnte Jesus wider diese Engelheermacht in Haft nehmen und dann gar kreuzigen! Jesus hätte seinen Vater nur bitten brauchen, selbst als er schon am Kreuze hing, und diese Engel hätten ihn ob ihrer unüberwindbaren Macht gerettet. Der Philipperhymnus gibt uns nun aber eine eindeutige Antwort auf die sich nun aufdrängende Frage, warum denn Jesus seinen Vater nicht um Engel zur Hilfe gebeten hatte: Rettet mich!Denn es heißt da: „Er erniedigte sich und war gehorsam bis zum Tode, bis zum Tode am Kreuze.“ (Phil, 2,8)

Jesus gehorchte seinem Vater und da der den Kreuzestod seines Sohnes wollte, gehorchte ihm sein Sohn. Von einem Gehorchen kann aber nur die Rede sein, wenn der Gehorchende auch die Möglichkeit hatte, nicht zu gehorchen. Und damit stehen wir schon im Zentrum dieses Artikels: „Was ist Freiheit?“ Denn die Freiheit, entweder das Kreuz auf sich nehmen zu wollen oder es nicht auf sich nehmen zu wollen, ist die Willensfreiheit Jesu, die sein „Ja“ zum Kreuz erst zu einem Gehorsamsakt machen ließ. Er verfügte auch über die Handlungsfreiheit, sich als Sohn Gottes der Kreuzigung zu entziehen, selbst am Kreuze hängend hätte er noch unversehrt von ihm hinabsteigen können, hätte er es nur gewollt- das ist seine völlige Handlungsfreiheit. Und erst dadurch wird sein Erleiden ein Gehorsamsakt Gott gegenüber.

Ein Extrembeispiel möge dies veranschaulichen: Wenn ein Mann mit einem gezückten Dolch vor einer Frau stehend sagt: „Ziehe Dich aus oder ich ersteche Dich!“, dann gehorcht diese Frau dem Vergewaltiger, um nicht umgebracht zu werden. Selbst in dieser Extremsituation ist sie noch frei, der Drohung zu gehorchen oder sich ihr zu widersetzen. Wenn der Vergewaltiger ihr aber K.O. Tropfen eingegeben hat, wird sie ohnmächtig und der Mann vergewaltigt sie, aber da kann nicht mehr von einem Gehorchen die Rede sein, da sie die K.O. Tropfen ihres freien Willens beraubt haben. Der freie Wille ist also das Vermögen, zwischen verschiedenen Optionen eine zu erwählen und die Handlungsfreiheit ist das Vermögen, etwas Gewolltes realisieren zu können. So verfügte Jesus Christus hier über die Willensfreiheit, das Kreuz anzunehmen oder nicht anzunehmen und über die Handlungsfreiheit, das Kreuz zu erdulden oder von ihm herabzusteigen, um nicht an ihm zu sterben.

Die Behauptung, Jesus Christus hätte hier eine äußerste Handlungsohnmacht erlitten, ist so als völlig abwegig zu beurteilen. Sie erfreut sich aber bei allen großer Beliebtheit, die behaupten, daß Jesu Kreuzestod keinerlei Heilsbedeutung habe, sondern daß eben böse Menschen den guten Menschen Jesus getötet hätten, weil er gut war und Gott habe ihn dann auferweckt, um zu zeigen, daß er zu diesem Jesus stand.Völlig unklar muß aber bei dieser Deutung bleiben, warum den Gott es zugelassen hatte,daß sein Sohn so qualvoll starb,obschon Gott ihn als Allmächtiger vor diesem Tode hätte bewahren können!

Nach diesem Fauxpas lassen die weiteren Ausführungen zum Thema: „Was ist Freiheit?“ Schlimmes befürchten. Dazu mehr im 2.Teil:Confusionen über eine „Handlungsohnmacht“3 Jesu Christi, über die Willens- und die Handlungsfreiheit des Menschen.



1P.Engelbert Recktenwald, Was ist Freiheit, in: Informationsblatt der Priesterbruderschaft St.Petrus, 10/2025, S.12.

2A.a.O. S.12.

3P.Engelbert Recktenwald, Was ist Freiheit, in: Informationsblatt der Priesterbruderschaft St.Petrus, 10/2025, S.12.