Mittwoch, 10. Dezember 2025

 

Tötete der Gott der Metaphysik den Gott der Bibel?



Wir haben Gott getötet!“ Sind seine Mörder etwa die Theologen, die im Ringen um das Denken seiner Vollkommenheit ihn um sein Leben brachten?

Seit der philosophischen Gotteslehre Platons gilt das Axiom, daß Gott als gut im moralischen Sinne zu denken sei und zwar als nur gut seiend und dann auch als vollkommen gut seiend. Denn von Gott dürfe nicht gedacht werden, daß ihm irgendein Mangel anhefte oder daß er eine positive Eigenschaft nicht in der vollkommendster Weise besäße.

Das benennt der theologische Diskurs Gottes ontologische Vollkommenheit.1

Gott ist vollkommen. Wenn er vollkommen ist, kann nicht von ihm ausgesagt werden, daß er etwas Böses wolle und tue. Wenn er nichts Böses wollen und tuen kann, will er notwendig gut und handelt notwendig gut.

Wenn Gott aber notwendig gut will und gut handelt, kann sein Wollen und Tuen nicht moralisch qualifiziert werden. Denn eine moralische Qualifizierbarkeit setzt notwendig voraus, daß Gott freiwillig gut wollen und gut tuen kann. Die Freiwilligkeit bedeutet nun aber, daß er nur dann freiwillig Gutes will, wenn er auch die Möglichkeit hätte, nicht das Gute zu wollen.

Es muß nämlich gut im moralischen Sinne von gut im Sinne von gut funktionieren unterschieden werden. (Mein Rechtschreibcomputerprogramm funktioniert nicht immer gut, aber das ist meinem Computer nicht als ein moralisches Fehlverhalten anrechenbar.)

Wenn Gott stets das von ihm als die beste Option Erkannte wählen müßte, da er vollkommen ist und er so immer das Beste erkennen kann, dann müßte Gott eine Willensfreiheit abgesprochen werden. Sein vollkommenes Gutsein determinierte ihn.

Aber nun gelten ein moralisches Gutsein und die Willensfreiheit zu Gütern,deren Fehlen ein Mangel wäre. Wenn es nun verschiedene Grade des Gutseins von Etwas gäbe, müßte Gott immer das Beste zu wollen erwählen. Nur wenn mehr als eine Option gleich vollkommen gut wäre, besäße Gott eine Wahlfreiheit. Kann man aber die These aufstellen, daß die Option, die Welt zu erschaffen gleich vollkommen gut wäre als sie nicht zu erschaffen?Wenn Gott als die Liebe zu denken ist, kann man nicht urteilen, daß für Gottes Liebe sich selbst nur zu lieben eine genauso gute Option wäre, wie die, sich und auch andere zu lieben. Das hätte dann zur Folge,daß Gott notwendig die Welt erschaffen mußte.

Aber das Böse wollen zu können oder gar tuen zu wollen, ist doch etwas der Vollkommenheit Gottes Widersprechendes! Nur, wenn er das nicht könnend gedacht wird, kann Gott auch nicht mehr als das Gute Wollender und Tuender im moralischen Sinne gedacht werden.

Ich sehe hier, vorbehaltlich einer besserern Erkenntnis nur die Möglichkeit, auszusagen, daß Gott stets das Gute will und tut, obzwar er auch das Böse wollen und tuen könnte, denn nur ob dieser Möglichkeit ist Gottes Wollen und Tuen moralisch qualifizierbar. Wenn Gott aber so nicht moralisch qualifizierbar, dann wäre er nicht als Vollkommenheit gedacht.Ja Gott wäre gar nicht als ein lebendes Subjekt gedacht sondern eher wie eine perfekt programierte Maschine, wie ein vollkommener KI-Computer.





1Armin Kreiner bietet eine excellente Problemexplikation der ontologischen Vollkommenheitslehre Gottes, wie sie sich zu seiner moralischen Vollkommenheit verhielte in: Das Antlitz Gottes, 2006. :Ontologische contra moralische Vollkommenheit, S.433- 483.

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