Wie die christliche Religion und die Kirche in den Verruf kam, feindlich dem Pluralismus, der Demokratie und der Freiheit gegenüberzustehen!
Wer sucht, der findet, aber öfters findet man, wo man nicht gesucht hat. Ob mein jetziger berichtenswerter Fund mit einer Chaostheorie oder mehr heidnisch mit Fortuna zu tuen hat, die ihre Glücklslose eigentümlich unorthodox verteilt, diese Frage lasse ich hier unbeantwortet stehen,um in medias res zu gehen.
Zugrunde lege ich nun die 6,Folge der 14teiligen Vorlesung: „Grundkurs Politische Systeme“ von Prof. Partzelt, denn hier wurde ich fündig. Eine Antithese bestimmt diese Vorlesung, die der monistischen Staats- und Gesellschaftslehre, deren Antithese die pluralistische Gesellschafts- und Staatslehre bildet.
Im Monismus ist a priori gewußt, was das Gemeinwohl, bzw das Wahre ist. Diese Wahrheit kann durch eine Offenbarung, oder durch die Wissenschaft oder durch charismatische Führer erkannt sein, sodaß nun das ganze Leben gemäß dieser Wahrheit zu gestalten sei.
Im Pluralismus ist nur a posterori erkennbar, was das Gemeinwohl oder das Wahre ist. Durch Versuch und Irrtum werden neue Erkenntnisse gewonnen,die dann aber auch alle wieder verworfen werden können, wenn bessere Erkenntnisse sich im Konkurrenzkampf durchsetzen. Der Pluralismus wird als eine unhintergehbare Faktizität bejaht, denn es kann nie eine abschließende Wahrheit erkannt werden.
Der Monismus strebt so nach der größtmöglichen Übereinstimmung aller und kann Andersdenkende nur als nicht Erkennende ansehen. Der Pluralismus erstrebt dagegen an ein Maximum an Pluralität und verlangt nur einen minimalistischen Konsens über die Regularien, wie man miteinander umgeht, wenn alle Verschiedenes meinen. Zur Veranschaulichung: Man denke sich eine Kleinstadt, in dem jeder Bürger oder jede Familie ein Haus besitzt und darin lebt, wie es ihm gefällt und nun dafür zu sorgen ist, daß kein Hausbewohner die Freiheitsrechte des Anderen unangemessen beeinträchtigt. Der Monismus dagegen kennt ein Idealleben, auf das hin jeder sein eigenes Leben hinzugestalten habe.
Daß nun der Monismus dem Diktatorischen, der Pluralismus der Demokratie zugewandt bestimmt wird, irritiert nun keinen. Die Schwarz-Weiß Malerei verlangt geradezu zu diesem moralischen Werturteil der guten Demokratie versus der bösen Diktatur.
Meine These lautet nun, daß die christliche Religion wesensnotwendig monistisch strukturiert ist und daß die jetzige Reformbewegung diese monistische Strulturiertheit überwinden will zu einer pluralistischen Struktur, in der die christliche Religion als eine Offenbarungsreligion destruiert werden muß!
Das Fundament der christlichen Religion bildet die Offenbarung Gottes. Es ist also so a priori offenbart und somit erkannt, was wahr ist.Zweitens gibt es die theolgische Wissenschaft, die durch Ableitungen aus den offenbarten Wahrheiten eine Lehre erstehen lassen, die als Ganzes als wahr gilt: die Lehre der Kirche. Charismatiker nehmen dabei eine besonders wichtige Funktion war, entweder Jesus Christus selbst, denn man dann zu einem charimatischen Führer verzeichnet oder Heilige, denen eine außergewöhnliches Erkenntnisvermögen dessen, was als wahr gelten soll, zugeschrieben wird: Der hl. Thomas, der hl. Augustin hat gelehrt....
Damit sind, vielleicht wenn auch kleinere Umwege zu beschreiten sind, die wesentlichen Merkmale des Monismus, des Antipluralismus für die christliche Religion und die Kirche erfüllt.
Das Axiom des Pluralismus ist nämlich nicht nur das, daß a priori die Wahrheit nicht als erkannte zu bestimmen sei, sondern daß die Wahrheit auch nie endgültig erkennbar sei. So legitimiert sich der Pluralismus, daß jeder so leben dürfe, wie es ihm gefällt, weil es keine Möglichkeit geben kann, zu erkennen, wie der Mensch wahrhaftig zu leben habe. Der Pluralismus zelebriert so die Buntheit des Lebens1, Das sei nun auch das Lebenselexier der Demokratie. Der zu bejahende Pluralismus schließt so jeden Extremismus aus, den Standpunkt, daß es eine erkannte Wahrheit gibt, nach der das ganze Leben zu getalten sei, Getreu der Maxime des Revolutionsführer Robepierres darf so gearteten Feinden der Freiheit, das ist der Pluralität kein Freiraum gewährt werden.
Da Jesus Christus nun von sich aussagt: „Ich bin die Wahrheit“ entpuppt er sich als der Prototyp eines antipluralistischen Freiheitsfeindes! Deshalb muß ss auch seine Kirche eine antipluralistische sein, denn sie lebt aus der Wahrheit, die ihr offenbart ist und die sie so auch nicht erst durch unendliche Dialoge herzustellen hätte. Spätestens jetzt dürfte die Ähnlichkeit zu Poppers Konzept der „Feinde der offenen Gesellschaft“ unübersehbar sein, dem ja Platon und Hegel ob ihrer Behauptung, die Wahrheit sei erkennbar im philosophischen Denken als die Feinde der Freiheit gelten.
Der hl. Augustin schreibt als den ersten Satz seines Werkes: „Über die wahre Religion“: Den Zugang zu einem guten und glückseligen Leben eröffnet allein die wahre Religion“. Genau dieser Aussage widerstreitet der Pluralismus, denn bei ihm heißt es: „Nur wenn es keine wahre Religion gibt, kann und darf jeder so leben, wie er auf je seine Eigenart glücklich werden will.“ Das Credo der Postmoderne lautet dann: „Wahrheit macht unfrei!“
Catherine Belsey stellt so treffend fest: „Lyotard assoziiert die Einbildung, im Besitze der Wahrheit zu sein, mit Terror. Die Avantgarde ist nicht nur eine Stilfrage. Weil sie Fragen stellt, untergräbt sie alle Gewissheiten, einschließlich der Gewissheit, dass man im Besitz der Wahrheit ist – und dass man das Recht hat,in ihrem Namen Menschen zu töten.“ 2 Die Voraussetzung einer Terrorherrschaft ist so der Glaube, selbst die Wahrheit erkannt zu haben. Lyotard, einem der bedeutendsten Philosophen der Postmodere ist es hierbei wichtig, daß er nicht urteilt, daß die avantgardistische Kunst den stalinistischen sozialistischen Realismus im Namen einer wahren Kunst kritisiert, sondern jede Möglichkeit von einer wahrer Kunst in Frage stellt.
Wie versuchen nun postmodernistische Theologen die christliche Religion und die Kirche pluralitätsfähig zu machen? Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, die effektivste dürfte aber diese sein: Man setzt eine Differenz zwischen der Offenbarung Gottes und ihren Interpretationen in der Bibel, der Tradition und der Lehre der Kirche. Uns seien nur eine Pluralität von Interpretationen gegeben, aber kein unmittelbarer Zugriff zur Offenbarung. Die Offenbarung selbst wäre sozusagen kantisch gesprochen ein Ding an sich, das für uns unerkennbar sei, aber doch irgendwie unsere menschlich- allzumenschlichen Interpretationen veranlaßt habe.
Damit kann ein Pluralismus verschiedendster Interpretationen als angemessen beurteilt werden. Der Minimalkonsens ist dann der, der jeden Extremismus in der christlichen Religion ausschließt, daß jemand sich anmaßt, erkannt zu haben, was Gott uns als wahr offenbart habe. Stattdessen müsse jede Interpretation und jede Vorstellung, wie ein Christ sein Leben gestalten wolle, bejaht werden, solange er seine Interpretation nicht als die wahre ausgibt. Die Kirche dürfe kein wahres Leben lehren. Nur so würde die Kirche pluralismusfähig und demokratisch!
1Allerdings provoziert dieser Profesor nun durch seine These, daß es der Maxime der Pluralität, der Bejahung der Buntheit widerpräche, wenn alles plotisch Nichtkorrekte aus der Pluralirär auszugrenzt würde.
2Catherine Belsey, Poststrulturalismus, 2002, S.151.
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