Wie der Aufklärungsphilosoph Kant Gott endgültig entmächtigte
Da nun nicht nur der „Fundamentaltheologe“ Striet sondern auch andere avantgardistische Vertreter der Neusynodlkirche die Philosiohie Kants als das neue Fundament dieser „Kirche“ in nascendi empfehlen, ist eine kleine Kritik der Gotteslehre Kants wohl angebracht.
Kant schreibt: „alles,was außer dem guten Lebenswandel,der Mensch noch zu können vermeint,um Gott wohlgefällig zu werden, ist bloßer Religionswahn und Afterdienst Gottes.“1 Wenn Kreiner den „Afterdienst“ als einen „Aberglauben“ bezichnet, trifft er damit die Gehässigkeit dieser Verbalinjurie nicht, aber wesentlicher ist nun die kantsche Begründung dieser unflätigen Beschimpfung jedes kultischen Gottesdientstes: „Gott kann von uns nichts empfangen;wir können auf und für ihn nichts wirken.“2 Es kommt aber noch ärger: „Angebliche Pflichten gegenüber Gott verspottet Kant als >Hofdienste<.“ Ob des Ideales eines weltbürgerlichen Staates ist ihm jeglicher „Hofdienst“ antiaristokratisch gestimmt ein Greuel.
So sehr man nun die Differenz des metaphysischen Gottesverständnisses zu dem aufklärerischen Kants auch betonen mag, hier plaudert er das Gehimnis der traditionellen Gotteslehre aus. Gott wird so vollkommen gedacht, daß er unfähig zu jeder Veränderung und Bewegung nicht auf das Agieren von Menschen reagieren kann. Das Vermögen, zu reagieren impliziert nämlich denknotwendig, daß Gott als seine Reaktion auf ein Tun eines Menschen etwas will und tut, was er, hätte der Mensch so nicht getan, nicht gewollt und getan hätte. Ja, Gott muß sogar als in der Zeit Agierender gedacht werden, daß er zum Zeitpunkt T1 etwas nicht wollte,das er zum Zeitpunkt T2 als seine Reaktion dann wollte.
Nun soll aber nach der traditionellen Vollkommenheitslehre Gott als actus purus gedacht werden, das ist, daß alle Möglichkeiten Gottes als von Gott realisiert zu denken seien, es also nichts gäbe, was Gott nur der Möglichkeit halber aber nicht real verwirklicht hätte. Also kann Gott, wie es Kant hier daraus die Konseuenz ziehend nichts von uns empfangen noch können wir Menschen auf ihn einwirken. An Gott Gebete zu verrichten, oder Gelübde: „Wenn Du mir das tust, will ich Dir dies tuen“ oder gar Opfer bringen, sind so völlig absurde Handlungen.
Kreiner stellt fest, daß wenn Gottes Ewigkeit als Zeitlosigkeit verstanden wird, eternalistisch: „Möglicherweise ließe sich eine nicht-zeitliche kausale Einwirkung Gottes auf die Welt,verstanden als ein einziger zeitloser Akt denken.Eine zeitliche kausale Rückwirkung einer veränderlichen Welt auf Gott bleibt aber definitiv ausgeschlossen,denn sie würde unabdingbar eine Veränderung und somit Zeitlichkeit in Gott nach sich ziehen.“3 Wenn Kreiner dann diesen Sachverhalt so kommentiert: „Jede Art von kausaler Wechselwirkung zwischen Ewigkeit und Zeitlichkeit, zwischen Gott und Welt, wird für den Eternalismus zum Problem“4, dann ist das sehr diplomatisch formuliert, denn faktisch ist eine Wechselwirkung zwischen Gottes Wollen und Tuen und dem Wollen und Tuen des Menschen unmöglich zu denken.
Faktisch ist somit, so muß leider resümiert werden, Gottes Todsein ausgesagt: Er ist zwar aber er ist unlebendig. In dem Buch: „Das wahre Antlitz Gottes“ wird das Dreieinigsein Gottes nicht mitbedacht, das ist wohl die einzig gravierende Schwäche dieses sonst in seiner Gedankenführung so bestechend klar argumenierenden Buches. Wenn aber Gottes Beziehung zu seinem Sohn als eine lebendige gedacht werden muß,dann impliziert dies, daß Gott nicht nur in Hinsicht auf den Sohn agiert sondern auch in Hinsucht auf dessen Reagieren auf dies Agieren des Vaters reagiert.Wenn Gottes Ewigkeit als völlige Zeitlosigkeit gedacht wird, ist gerade eine lebendige Beziehung zwischen Gott Vater und seinem Sohn undenkbar. Es ist ja signifikant, daß Gottes Ewigkeitslehre als ein wesentliches Element der Vollkommenheitslehre immer unter der Absehung seines Trinitarischseins expliziert wird. Die inntertrinitrische Nichtbeziehungsfähigkeit prlongiert sich somit zu Gottes Unfähigkeit, zu seinen Geschöpfen eine reale lebendige Beziehung zu leben.
Die zeitgeistgenössische Version dieser Gotteslehre ist dann die Vorstellung, daß Gott als die Liebe nichts anderes wollen und tuen kann als uns Menschen zu lieben, vollkommen gleichgültig sich dabei unserem Reagieren auf dies Geliebtwerden verhaltend. Das ist eine tote Liebe, die zu dem Tod Gottes paßt: Er ist als toter.
Nun stellt sich eine Frage: Bertold Brecht schrieb einmal sinngemäß: Schlechte Zeitungen sind kein Argument für ihre Abschaffung sondern ein Aufruf für bessere Zeitungen!“ Da die Theologie Gott zu denken hat als ihre ureigenste Aufgabe, muß sie immer metaphysisch denken oder sie denkt nicht! Aber es gibt sehr trifftige Grunde dafür, Gott anders als in der klassischen Gestalt der Metaphysik zu denken, damit er als lebendiger Gott gedacht wird. In Hinicht auf den viel geschmähten Platonismus muß klar zwischen Gott und der Idee des Guten,Wahren und Schönen distinguiert werden, daß Gott nicht diese Ideentrinität ist. Gott bringt diese drei metaphysischen Ordnungen hervor, ist aber nicht als ihnen dann selbst subordiniert zu denken.
Sind das nun nur spekulative, für das praktische Leben irrelevante Gedanken? Nein, Kant war sehr erfolgreich: Daß es für uns Menschen keine Pflichten Gott gegenüber gibt, ist fast eine Selbstvertändlichkeir geworden, daß Christsein heißt, anständig zu leben und dann auch noch an Gott zu glauben, auch wenn man von dem nichts Gewisses weiß noch wissen kann, ist wohl inzwischen das Gemeingut der heutigen Christen, polemisch überspitzt formuliert: Unter uns Christen wird hauptsächich nur noch leidenschaftlich diskutiert, ob wir „bunten“, „diversen“ Sex haben dürfen oder nur den ehelichen zur Fortpflanzung.
1Zitiert nach: Armin Kreiner, Das wahre Antlitz Gottes, 2006, S.478.
2A.a.O. S.479-
3A.a.O. S.400.
4A.a.O. S.400.
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