Auch wenn
nicht zu übersehen ist, daß die Regierungs- und Staatstreue der
Katholischen Bischöfe in den Zeiten der Coronaseuche nicht so
prämiert wird, wie es sich manche Kirchenleitung wohl erhoffte, daß
nun doch nur unter strengen Auflagen öffentliche Gottesdienste
abzuhalten sind, bleibt die Bischofskonferenz regierungstreu. Ein
Musterbeispiel dafür ist die Erklärung der Bischöfe zum
2.Weltkrieg und zu dem Verhalten der Katholischen Kirche Deutschlands
zu diesem Weltkriege.
Daß die
Geschichtsschreibung, wie das Vergangene erzählt und gedeutet wird,
im Regelfall die Geschichte aus der Perspektive der Sieger
wiedergibt, verwundert niemanden, daß es eben kein Privileg der
stalinistischen Geschichtsschreibung ist, den später zum Feind der
Revolution erklärten Trotzki aus den früheren Photographien
wegretuschieren zu lassen, die ihn als einen der bedeutendsten
Revolutionäre zeigen.Auch der 2.Weltkrieg ist nicht einfach ein
Faktum, sondern eine umkämpfte Größe diverser
Interpretationen.Nach 1945 setzte sich, wen wundert es, die der
Siegermächte durch. Nur, und diese Frage muß erlaubt sein, warum
übernimmt die Katholische Kirche kritiklos diese Geschichtsdeutung
der Sieger und perhorresziert damit selbst das Wirken der
Katholischen Kirche Deutschlands in dieser Zeit.
An ein
paar Punkten soll das verdeutlicht werden: Der Krieg Deuschlands
gegen die Sowjetunion wird als „Vernichtungskrieg“ qualifiziert.
Hitler selbst deutete diesen Krieg als Verteidigungskrieg gegen den
atheistischen Bolschewismus. Ob dieser Deutung widersprach die
Katholische Kirche nicht. Daß Hitler einen „Vernichtungskrieg“
gegen die SU geführt hätte, ist eine spätere Deutung, die der
Kirche während des Krieges nicht bekannt war. Zudem impliziert diese
Deutung die Vorstellung von einem friedliebenden Stalin, der dann
ganz unvorbereitet „überfallen“ worden ist, sodaß die Deutsche
Wehrmacht anfänglich ein leichtes Spiel mit der „Roten
Armee“hatte, nur Hitler dann den russischen Winter vergaß und so
seine Truppen mehr vom Winter als von der „Roten Armee“ besiegt
wurden.
Stalins
Deutung des Krieges, daß er ihn als Befreiungskrieg führe, um das
Deutsche Volk vom Hitlerfaschismus zu befreien, wurde dann durch den
Bundespräsidenten Weizäcker zu der offiziellen Deutung der
Geschichtsschreibung. Bis 1945 hat das aber nur Stalin so gesehen!
Auch die Bischöfe Deutschlands wußten so nicht, daß sie und das
Deutsche Volk durch diesen Krieg befreit werden sollten, es sei denn
sie hätten Stalins Deutung und nur der seinigen zugestimmt.
In einem
gravierenden Punkte aber setzte sich Stalin nicht durch, mit seinem
Votum, daß der 2.Weltkrieg erst mit der Kriegserklärung England und
Frankreichs gegen das Deutsche Reich anfing, denn davor war es nur
ein Krieg zwischen 2 Staaten, also noch kein Weltkrieg.
Selbstverständlich wird so dann auch die Frage ausgespart, ob es
denn zum 2.Weltkrieg gekommen wäre, wäre diese Kriegserklärung
nicht erfolgt. Stattdessen soll der Begriff des „Vernichtungskrieges“
suggerieren, daß der Angriff auf Polen nur Hitlers erster Schritt
zur Führung eines Krieges mit dem Ziele der Weltbeherrschung gewesen
sein soll. Aber von diesem Konzept eines Welteroberungskrieges erfuhr
die Öffentlichkeit erst durch die Nürnberger
Kriegsverbrecherprozesse. Die Bischöfe konnten davon bis 1945 nichts
wissen.
Aber die
Studie suggeriert, daß die Bischöfe all das von Anfang an gewußt
hätten und trotzdem hätten sie ihre Stimme nicht gegen diesen
Krieg erhoben.
Und dann
sei Deutschland befreit worden vom Hitlerfaschismus. Das gilt gewiß
von den in den Konzentrationslagern überlebt habenden Gefangenen,
aber doch wohl nicht für die, die die fürchterlichen
Bombenangriffe der Alliierten erlitten mußten, wohl schwerlich und
noch viel weniger für die aus ihrer Heimat Vertriebenen. Die
Deutung der Kriegsniederlage als Befreiung versetzt so alle Deutschen
in die Rolle von KZ-Inhaftierten, die nun befreit wurden. Das ist
aber eine pure Fiktion.
Daß nun
wie nach dem 1.Weltkriege uns Deutschen auch die Alleinschuld am 2.
Weltkriege zugeschrieben wurde durch die Sieger, verblüfft
nicht,aber daß die Kirche unbesehen diese Deutung übernimmt, ist
schon fragwürdig, oder koinzidiert Gottes Urteil mit dem der Sieger
der Geschichte?
Auch
nimmt die Stellungnahme der Bischöfe keinen Anstoß daran, daß so
nun die zwei von Deutschland herbeigeführten Kriege perhorresziert
werden, die Sieger aber nach diesem Kriege selbstverständlich wie
vordem den Krieg als legitimes Mittel ihrer Politik ansahen und
ansehen! Und als dann Deutschland unter der Führung der USA und
anderer Verbündeter ihren Angriffskrieg gegen Afghanistan und das
damalige Jugoslawien führte, protestierte die Kirche nicht, denn
diese Krieg wurden gewonnen und gelten so als legitim.
Merke:
Nur verlorene Kriege sind „Kriegsverbrechen“! Es fällt schwer,
in der Deutschen Geschichtsschreibung Zeiten zu finden, in denen die
Katholische Kirche so sehr mit den Regierenden und Mächtigen
übereinstimmte durch ihre konsequente Subordination unter den Staat
wie jetzt. Es sei nur an den Enthusiasmus erinnert, mit dem die
Kirche sich an den staatlich geführten Kampf gegen Rechts
engagiert.Der von der Politik proklamierte Feind ist auch der
unserige!
Sicher
darf man als Christ diese Subordination nicht pauschaliter
verurteilen, es gibt auch für die Kirche Lagen, wo sie sich zurecht
dem Staate Gehorsam leistet, denn die Obrigkeit ist von Gott und das
gilt auch für der Kirche nicht genehme Staatsregierungen. Aber es
kann auch ein Zuviel an Subordination praktiziert werden, sodaß sie
jetzt auf Bischöfe Steine schmeißt, die in schweren Zeiten bemüht
waren, ihrer göttlichen Aufgabe gerecht zu werden, ohne sich
selbstkritisch zu befragen, ob sie denn ihrer göttlichen Berufung
wirklich gerecht werden. Man steinigt lieber andere, die eigenen
Vorgänger und diskreditiert so die Kirche selbst.