Samstag, 17. Dezember 2022

Am Liberalismus gehen nicht nur die Völker sondern auch die Kirche zugrunde

Am Liberalismus gehen nicht nur die Völker sondern auch die Kirche zugrunde „Der klassische Liberalismus stellte das Individuum in das Zentrum der Gesellschaft.Die Figur des Individuumes spielt in der sozialen Physik dieselbe Rolle wie das Atom in der wissenschaftlichen Physik.Die Gesellschaft besteht aus Atomen/Individuen,welche die einzig reale und empirische Grundlage der anschließenden sozialen,politischen und ökonomischen Konstruktionen sind. Alles kann auf das Individuum reduziert werden.Das ist das Gesetz.“ Alexander Dugin, Das grosse Erwachen gegen den Great Reset, 2021, S.93. Moeller van den Bruck sah diesen Atomismus als volkszerstörend an, er ist aber so auch kirchzerstörrerisch. Das Kernanliegen der Destruktion aller sozialen Ordnungen und ihrer Institutionen ist die Zurückführung alles Überindividuellen auf das Individuum, das nur durch Verträge mit anderen Individuen transindividuelle Ordnungen erschafft, die so auch wieder dekonstruiert werden können, denn sie sind durch Konstrukte. Das einzig Reale sei nämlich das Individuum. Die Kirche müßte dann so entstanden sein. Am Anfang steht ein Mensch, der aus individuellen Bedürfnissen und Neigungen für sich eine Privatreligion kreierte. Als der eine nun auf einen anderen und noch mehr andere stieß, die jeder auch je eine eigene Religion kreiert hatte, konstruierten diese dann aus ihrer individuellen Religion eine ihnen gemeinsame und gründeten eine Sozietät, in der sie dann gemeinsam geregelt die aus den Privatreligionen heraus zusammenkomponierte Religion praktizierten. Die Ordnung der Kirche ist so das Produkt von Verträgen zwischen Individuen, wie sie nun gesellig ihre Gemeinschaftsreligion leben möchten, wobei der Privatglaube immer das Fundierende ist, die gemeinsame Religion dann das Sekundäre. Damit wäre die Institution der Kirche mit ihrer Ordnung nur etwas Abgeleitetes, die ihren Grund allein in dem Privatglauben und der Geselligkeitsneigung der Menschen habe. Nun soll eine weit weniger komplexe Ordnung, die der Fußballmannschaft herangezogen werden, um von daher dann auch die komplexerer der Kirche zu begreifen. Zur Ordnung der Fußballmannschaft gehört konstitutiv, daß es die Position des Torwartes, der Verteidiger, des Mittelfeldspielers und des Stürmers gibt. Wird nun eine Mannschaft aufgebaut,müssen die potentiellen Spieler auf diese Posten hin geordnet werden, wer welchen Posten übernimmt. Irgendwer muß den Torwart spielen, irgendwer den Stürmer. Nicht gibt es die Funktion des Stürmers, weil irgendwer gerne die Tore schießen möchte, sondern es muß wer gefunden werden, der bereit und hoffentlich auch befähigt ist, diese Funktion des Torschießens zu erfüllen. Die Ordnung der Mannschaft geht also den individuellen Neigungen und Fähigkeiten der Individuen voraus, die Ordnung verlangt nun, daß Individuen gefunden werden, die die zu besetzenden Posten erfüllen können. So geht auch die Ordnung der Kirche der individuellen Gläubigkeit mit ihren Neigungen und Interessen voraus. Wenn nun eine Fußballmannschaft gegen eine andere antritt, so gehen auch hier die Fußballregeln dem Einzelspiel voraus. Das Gesamtsystem der Fußballregeln ermöglicht so erst einer Fußballmannschaft, für sich eine individuierte Version des Spieles zu spielen: Die Mannschaft X ist heute sehr offensiv aufgestellt und setzt auf diese Strategie.Der individuierten Spielweise eines so einzigartigen Spielers Christiano Rinaldo geht so notwendigerweise die Ordnung des Fußballspieles und die besondere taktische Ausrichtung der Mannschaft durch den Trainer voraus. So könnte auch ich keinen einzigen Satz schreiben, wenn diesem Schreiben nicht das Regelsystem der deutschen Sprache und der Wortschatz dieser Sprache vorausginge. Die Ordnung ermöglicht so erst ein individuiertes Schreiben, daß ich das jetzt so schreibe. Das gilt im Prinzip genauso für die Ordnung des Volkes und der Kirche. Die Ordnung des Volkes hat dabei als Schöpfungsordnung ihren Grund in Gott, die Kirche als die Institution zur Erlösung des Menschen ihren Grund ebenso in Gott. So ist die Ordnung jeweils vor den Individuen, die dann aber die Ausgestaltung der Ordnung individuieren: Niemand erfüllt die Funktion des Torwartes oder des Priesters genauso wie jeder andere. Werden aber diese Ordnungen im Geiste des Liberalismus gedacht, wird das Sekundäre zum Ersten und die vorgeordnete Ordnung zu einem Objekt beliebigen Gestaltens. Alles Transindividuelle sind ja nur kontingente Produkte zwischenmenschlicher Übereinkünfte. Nur das Atom, nur das Individuum ist real. Damit wird die Kirche wie das Volk zu nichtrealen Phänomen, sie sind sozusagen nur symbolische Ordnungsgebilde. Dabei ist aber faktisch das atomisierte Individuum nur ein Zerfallsprodukt aufgelöster Gemeinschaften. (Ferdinand Tönnies)

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