Mittwoch, 28. Dezember 2022
Stellt die Reformbewegung der „Deutschen Christen“ ein Vorbild für die jetzigen Kirchenreformern da?
Stellt die Reformbewegung der „Deutschen Christen“ ein Vorbild für die jetzigen Kirchenreformern da?
Selbstverständlich will kein Kirchenreformer etwas gemein haben mit dieser Reformbewegung, gilt ihr Versuch einer Einpassung der Kirche in die nationalsozialistische Ideologie und des NS-Staates heutzutage als das schlimmste Vergehen in dem Protestantismus. Mit diesen Schmuddelkindern will niemand mehr etwas gemein haben. Bloß, was nun, wenn doch Gemeinsamkeiten wahrnehmbar wären.
Auf Kath de liest man am 28.Jänner 2022 unter der Überschrift: Jesuit warnt vor "steriler Priester- oder Theologenkirche" Batlogg: "Megathema Synodalität" direktes Erbe des Zweiten Vatikanums Folgendes:
„Der Jesuit rief zudem dazu auf, sprachlich und theologisch aufmerksamer darauf zu achten, was das Konzil die "Zeichen der Zeit" genannt habe: "Sonst entwickeln wir uns zu einer sterilen Priester- oder Theologenkirche zurück.
Trefflicher hätte man nicht komprimiert das Anliegen der „Deutschen Christen“ erfassen können. Mit zwei Gegenpositionen sahen sich diese Reformer konfrontiert: der Position, daß , das Evangelium, das Wort Gottes etwas ewig gleich bleibend Wahres sei und so nicht mit weltlichen Ideologien konfundiert werden dürfe und der Position, daß die christliche Religion abgeschafft und durch eine neue Spiritualität ersetzt werden müsse – das ist die „Deutschgläubigenbewegung“. Formal vereinfacht: Das reine Christentum oder ein Christentum plus dem Nationalsozialismus oder ein Nationalsozialismus plus einer dazu passenden Religion. Im feminístischen Diskurs existierte eine ähnliche Lage: die feministische Theologie, die sowohl eine ewig sich gleich bleibende christliche Theologie ablehnte wie auch die Position, daß die christliche Religion so frauenfeindlich sei, daß die Frauen eine neue feministische Religion oder Spiritualität zu entwickeln hätte.
Die sterile Theologenkirche, das ist das Feindbild der Deutschen Christen, der feministischen Theologie und das der heutigen Reformer. Philipp Melanchthon brachte dies so verwerfliche Theologie- und Kirchenverständnis mal so auf den Punkt: Es gälte nur, alle Erneuerungen und Zusätze wieder zu entfernen, die die Katholische Kirche unerlaubt eingeführt habe, um zum reinen ewigen Evangelium zurückzukehren. Was wahr, ist ewig wahr und dürfe so nicht durch zeitbedingte Vorstellungen kontaminiert werden.
Eine solche Theologie und einer sich darauf aufbauende Kirche könne aber die Zeitgenossen nicht erreichen, weil sie nur „ewige Wahrheiten“ verkünde, die die Zeitgenossen nicht erreichen könne. Dadurch vertriebe die Kirche die Menschen nur und dürfe sich dann auch nicht wundern, wenn die Zeitgenossen ganz der christlichen Religion den Rücken kehrten. Darum bräuchte es eine Theologie und Kirche in den Farben des jeweils aktuellen Zeitgeistes.
Die Zeichen der Zeit, die sollen sozusagen den Zeichen- den Sprachschatz der Kirche bereichern und modifizieren, damit die Kirche eine ihrer Zeit gemäße wird. Den Gegenpol bildeten dann in den 30er Jahren die „Bekennende Kirche“ mit ihrem conservativem Glaubensverständnis und die „Deutschgläubigenbewegung“, die eine neue Religion einforderten, da für sie die christliche Religion nicht mehr tragbar war!
Die rein formale Übereinstimmung kann nicht übersehen werden und diese reine Formalität macht ja auch die Substanz dieser Reformbewegungen aus. Die christliche Religion müsse mit der vorherrschenden Zeitgeistideologie synthetisiert werden, damit die Kirche eine für ihre Zeitgenossen sein kann. Als in Deutschland seit dem verlorenen Krieg die das Kaiserreich folgende Demokratie auf sehr wenig Gegenliebe stieß, verlangten die „Deutschen Christen“ auch eine Entdemokratisierung der evangelischen Kirche durch die Einführung des Führerprinzipes: Ein Reichsbischof solle die ev. Kirche führen! Jetzt, da die Demokratie bei uns als die beste aller Staatsformen angesehen wird, soll die Kirche verdemokratisiert werden. Die Kirche habe also ihre eigene innere Ordnung nicht aus ihrer eigenen Theologie her zu konstruieren sondern stünde vor der Aufgabe, sie stets so zu gestalten, wie man den Staat am besten gestaltet ansieht. Wenn der Antisemitismus im Volke sehr verbreitet ist, müsse auch die Kirche diese Ideologie in sich aufnehmen, genauso, wie sie dann in anderen Zeiten die jeweiligen vorherrschenden Ideologie zu rezipieren habe, jetzt etwa die Menschenrechtsideologie oder die Genderideologie.
Nun existieren wohl zu allen Zeiten auch neben den vorherrschenden Ideologien dazu oppositionell sich verstehende Ideologien. Die hat die Kirche zu reprobieren, um ungetrübt die vorherrschende zu affimieren. Darum verurteilt jetzt die Kirche so vehement alles Oppositionelle, alles Rechtspopulistische und Rechte. So kann ein Katholik, wenn er sich für das traditionelle Familienverständnis ausspricht und die praktizierte Homosexualität als Sünde ansieht, als Rechtspopulist verdammt sehen, obzwar er nur die Lehre der Kirche vertritt.
Dabei bedienen sich alle Reformbewegungen der Wunderwaffe der historisch-kritischen Zersetzung aller Wahrheiten der Kirche, indem sie die als nur zeit(geist)bedingte Vorstellungen dekonstruieren, um dann zur Konstruktion neuer Wahrheiten aufzurufen als einer Synthese von christlichen Vorstellungen mit den jetzt vorherrschenden Ideologien.
So kann man die Reformbewegung der „Deutschen Christen“ als das Musterbeispiel des Wesens solcher Zeitgeistreformbewegungen erkennen. Und der Protestantismus ist sich in diesem treu geblieben, indem er dann nach dem verlorenen 2. Weltkrieg in Westdeutschland die dann vorherrschende Menschenrechtsideologie und die der Demokratieideologie in sich aufnahm und zu seinem ideologischen Fundament seiner Kirche machte. Die obligatorische Gegenrede, man habe doch gefälligst auf die differenten Inhalte zu sehen, will nun gerade die Einsicht in die formale Gleichheit verschleiern aus rein aplogetischen Gründen, daß man nichts gemein haben wolle mit diesen Schmuddelkindern.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen