Mittwoch, 21. Dezember 2022

Weihnachtenn: Gott wurde Mensch und hörte auf, Gott zu sein?

Weihnachten: Gott wurde Mensch und hörte auf Gott zu sein? Die historisch kritische Erforschung der Evangelien setzt diese Prämisse: Jesus von Nazareth kann nur das gesagt und getan haben, was einem Menschen möglich ist. Wenn nun von ihm Taten ausgesagt werden, die übernatürlich sind, ein übernatürliches Vermögen bei dem Akteur Jesus voraussetzen, dann sind das nachösterliche Erfindungen, Erzähungen, die anzeigen sollen, daß Jesus eben mehr als nur ein Mensch gewesen sei. Nach Ostern setzte so ein Vergöttlichungsprogramm Jesu ein, das ihn gar zu einem Gottessohn vermetaphysierte, der herabgestiegen sei, um die Menschen zu erlösen. Weihnachten sei so letztendlich nur ein Produkt der religiösen Phantasie des nachösterlichen Urchristentumes. So könne dann der historich rekonstruierbare Zimmermannssohn Jesus auf keinen Fall Wunder gewirkt haben, Daimonen ausgetrieben haben und er konnte auch nicht prophetisch zukünftige Ereignisse voraussagen. Von dem so von allem Übernatürlichem entkleideten Jesus bleibt dann wahrlich nicht viel übrig, zumal man noch hinzufügt, daß Jesus die Nähe des Reich Gottes verkündete, das Reich aber nicht kam, sodaß stattdessen die Kirche auf den Plan trat, die dieser Mann aus Nazareth gar nicht gewollt hatte. Aber je gehaltloser so nun dieser Jesus geworden ist, desto mehr kann dann in ihn hineinprojiziert werden. Hier war man schon kreativer, jetzt wird in der Regel gepredigt, daß uns in Jesus Gottes Liebe begegne, die zu allen Menschen. Wenn aber genauso gepredigt wird (jetzt aber seltener, wohl in Rücksicht auf den Feminismus), daß in der Mutterliebe zum Kinde Gottes Liebe erscheine, erfahrbar würde, wird überdeutlich, wie sehr die Entgöttlichung Jesu schon vorangeschritten ist. Würde aber das Weihnachtsereignis ernst genommen, daß der Sohn Gottes Mensch geworden ist und dabei nicht aufgehört hat, Gott zu sein, kann als das, was die Evangelien von ihm als übernatürlich Gewirktes erzählt wird, als wahr angenommen werden. Die große Zensur, was Jesus angeblich alles nicht tat, weil ihm nur das Menschenmögliche möglich war, entfiele. Verdächtig ist manchem hitorisch kritisch Eingestellten die Menschwerdung Gottes auch durch die These des Exegeten R. Bultmanns, daß dem der gnostische Erlösermythos zugrunde läge, daß ein göttliches Wesen in die Welt käme, um die in ihr gefallenen und gefangenen Seelen zu befreien, indem der ihnen die Erkenntnis (die Gnosis) vermittele, daß sie nicht zur Welt gehören, sondern in sie gefallen seien, um nun erlöst zu werden. Die Menschen bedürfen nun zur Erlösung diesen Erlöser, es ist keine Selbsterlösungskonzeption. Das hieße, vergröbert, daß Jesus im Urchristentum durch diesen Erlösermythos interpretiert und somit auch verdeutet worden sei. Nicht kann bestritten werden, daß der Exeget Bultmann hier tatsächlich eine aufschlußreiche Ähnlichkeit zwischen der gnostischen und der christlichen Erlösungsvorstellung wahrgenommen hat. Der Dualismus zwischen dem Jenseits, der wahren Welt und der dieseitigen als einer der Finsternis, in der der Erlöser wie ein Licht von Außen eindringt, um die Menschen neu zu orientieren auf das Jenseitige, das Wahre, was oben ist, ist unverkennbar. Die grundlegende Differenz ist dann die, daß für den christlichen Glauben die materielle Welt erst gut erschaffen gefallen ist, wohingegen die Gnosis die Welt als etwas von Anfang an Negatives beurteilt, aus der der Mensch zu befreien sei. Nun könnte gegen die theologische Wertung Bultmanns gurteilt werden, daß der gnostische Erlösermythos eine Vorbereitung für das Verstehen der Menschwerdung Gottes war: Wenn eine wirkliche Erlösung real sich ereignen soll, dann muß der Erlöser ein aus dem Jenseits Kommender sein, der die auf Erden Exilierten wieder heimführt ins wahre jenseitige Leben. Das stellt einen deutlichen Bruch mit den rein diesseitigen Erlösungsvorstellungen vor, die im jüdischen Volk zu Zeiten Jesu lebendig waren.Diesen Bruch zu präparieren kann als die pädagogische Aufgabe des gnostischen Erlösermythos angesehen werden, der dann entmthologisiert wurde durch das reale Ereignis von Weihnachten: Gott wurde Mensch und blieb doch Gott in dem Menschen Jesus, um durch die Himmelfahrt den Menschen den Weg zum ewigen Heil zu zeigen.

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