Dienstag, 31. Mai 2022

Wie chismatisch ist die Katholische Kirche Deutschlands? Spurensuche

Wie chismatisch ist die Katholische Kirche Deutschlands? Spurensuche


Professor M. Striet gebührt der Dank dafür, daß er das, was viele wahrnehmen und doch nicht wahrhaben wollen, auf den Punkt brachte: In der Kirche haben sich viele verabschiedet von dem Glauben der Kirche, ist die Lehre der Kirche bedeutungslos geworden. Das Schisma als der Absonderung von der Lehre und den Dogmen der Kirche sei zu einer unübersehbaren Realität geworden. Darin manifestiere sich das Freiheitsbewußtsein des modernen Menschen, nur noch das zu glauben, was er glauben wolle und so könne es keine eine Katholische Kirche mehr geben, denn jede Einheit destruiere die Unhintergehbarkeit der Pluralität der Individualität der Gläubigen.

Was Rom sagt,das ist uns gleichgültig, wir glauben nur noch, was uns gefällt“, das könnte dann als die Formel des Chismas unter den Bedingungen der Postmoderne angesehen werden. Bischof Bätzing reichte auf dem jetzigen Katholikenkirchentag dem Präsidenten des Evangelischen „Kirchentages“ 2023 die hl. Kommunion: ein Musterbeispiel dafür, wie weit sich selbst katholische Bishöfe von dem katholischen Glauben entfernt haben und selbst das geltende Kirchenrecht mißachten, die diesen Kommunionempfang selbstverständlich verbietet.

Aber auch auf anderen Gebieten zeigt sich erschreckend, wie weit der Abfall vom katholischen Glauben schon progressiert ist. Unbestreitbar gehört die Marienfrömmigkeit zu den Herzenstücken des katholischen Glaubens und deshalb wird es erstmal nicht irritieren, daß um der Verprotestantisierung der Kirche willen, auch diese Marienfrömmigkeit ins Visier der „Kirchenreformer“ gerät.Auf Kath de wird so ein rabiater Angriff auf dies Charakteristische der Kirche geführt. Die Überschrift bildet dabei schon gleich den Höhepunkt der Polemik: „Maria muß endlich wieder menschlicher werden“ (28.5.2022) Der damit erhobene Vorwurf ist klar: Die Kirche habe und vergöttliche Maria wohl immer noch, damit müsse nun Schluß sein. Sachlich muß hier widersprochen werden, denn nie hat die Kirche in ihrer Lehre oder ihrer Frömmigkeitspraxis Maria vergöttlicht. Die Aussage: „Maria ist die Mutter Gottes, sie ist die Gottesgebärerin“ sind Aussagen, die nur die notwendigen Konsequenz aus der Inkarnation des göttlichen Logos ziehen, setzen aber die Gottheit Jesu Christi voraus.

Der Artikel arbeitet dann sehr plump mit der Antithetik von: „einst“ und „jetzt“, um die traditionellen Mariologie und die Marienfrömmigkeit als nicht mehr zeitgemäß zu verurteilen. Vom Rosenkranzgebet bis zum sehr populären Marienlied: „Segne mich, Dein Kind...“ fällt alles unter das Verdikt der Unzeitgemäßheit. Als eine Skurilität sondergleichen wird dann noch das Rosenkranzgebet für die Armen Seelen im Fegefeuer zitiert und als Abzählfrömmigkeit lächerlich gemacht, als käme es darauf an,möglicht viel zu beten.

Was soll dann von Maria übrigbleiben? Nur dies, daß sie eine Frau war, die ganz auf Gott vertraute und der so ihr Leben gelang. Das ist der völlige Ausverkauf der Mariologie, denn das sie allein Auszeichnende, daß sie und nur sie Gottes Sohn zur Welt gebracht hat, wird hier wegmodernisiert und dann auch das Faktum, daß Jesus Christus seine eigene Mutter uns allen als unsere Mutter gab, bevor er am Kreuze starb. Er vermachte sie uns sozusagen testamentarisch als unsere Mutter. Aber von all dem will dieser Modernist nichts mehr wissen, all dies als nicht mehr zeitgemäß abschaffen.Das ist aber nur möglich, wenn auch die Gottheit Jesu Christi wegmodernisiert wird, denn nur so könnte Maria ihrer Mutterschaft Gottes beraubt werden, um sie zu einem simplen Vorbild des Gottvertrauens herabzustufen.

Ach ja, da gibt es ja noch das Ärgernis von Maria als unserer Himmelskönigin, daß ihr Sohn sie nach ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel zur Himmelskönigin gekrönt hat. Nein, Maria thront nicht mehr im Himmel, sie war und bleibt eine rein irdische Frau, die eben auf Gott vertraute. Anbei: Ist dies Gottvertrauen etwas spezifisch Christliches, oder vertrauen Muslime und Juden nicht auch auf Gott und vertrauten unsere germanischen Vorfahren nicht auch auf ihre Götter und auf ein jenseitiges Leben in Wallhala? Wird so sie, indem ganz von ihrer Mutterschaft, daß sie die Mutter Gottes ist, abstrahiert wird, nicht ihrer spezifisch Christlichkeit und ihrer Einzigartigkeit beraubt und so vulgarisiert? Aber diese Vulgarisierung ist eben doch nur die Rückseite der Herabwürdigung von der Einzigartigkeit ihrer Berufung, die Mutter Gottes zu sein, zu einer Jedermanberufung, eben auf Gott zu vertrauen.

Genau genommen führt so dieser mariologischer Minimalismus, Maria sei nur eine Frau, die auf Gott vertraute, so auch zu einer Entchristlichung der Kirche, wenn sie nur noch auf ein Gottvertrauen reduziert wird.

In den aktuellen innerkirchlichen Kontroversen spielt die Mariologie und die Marienfrömmigkeit keine besondere Rolle, aber dieser kleine Beitrag auf Kath de demonstriert doch aufs eindrücklichste, wie weit sich nicht nur diese Internetseite sondern auch viele Maßgeblichen in der Kirche schon von dem katholischen Glauben abgewandt haben. Für sie ist das Katholische eben nur noch etwas Früheres, für uns Heutige Unzumutbares. Ist so gesehen nicht tatsächlich die Kirche Deutschlands chismatisch, weil sie nur noch eine katholische Fassade ist, die ihre Substanzlosigkeit nur noch mühsam zu verhüllen weiß?

 

2 Kommentare:

  1. Sacerdos-Romano-Catholicus1. Juni 2022 um 13:40

    Die Herabwürdigung der Gottesmutter zu einer gewöhnlichen "Frau, die auf Gott vertraute", hat mit Sicherheit ihre eigentliche Ursache in der Leugnung der Menschwerdung der zweiten Person der Göttlichen Dreieinigkeit. Pater John Hardon SJ brachte es einmal auf die Kurzformel, daß man von der Ablehnung der Glaubenslehre über die Gottesgebärerin immer auf die Ablehnung der Glaubenslehre über die Menschwerdung rückschließen kann. So lehnte z.B. Luther die Incarnatio aufgrund seiner nestorianischen Christologie ab. Leute wie Bätzing und die Protagonisten des "Katholiken"-Tages reichen aber nicht einmal an das Niveau Luthers heran. Sie sind, wie mittlerweile offensichtlich ist, Vertreter des Modernismus präzise im Sinne der Enzyklika Papst Pius' X. "Pascendi"(http://www.kathpedia.com/index.php?title=Pascendi_Dominici_gregis_(Wortlaut). Solche Leute sind, kurz gefaßt, Agnostizisten, für die jede Religion nur eine zeitbedingte und daher stets der Entwicklung unterworfene Projektion ist. Jedem, der eine tiefergehende Analyse dessen wünscht, was Bätzing und Seinesgleichen betreiben, kann nur die Lektüre dieser Enzyklika empfohlen werden. "Neu" ist am Modernismus Bätzingschen Zuschnitts allenfalls seine Plattheit und Unbedarftheit. Daß derlei kaum öffentliches Interesse findet, verwundert kaum und ist im übrigen zu begrüßen.

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  2. Sacerdos-Romano-Catholicus1. Juni 2022 um 14:08

    Postscriptum: Zum Titel des Beitrags sei angemerkt: Schisma trennt von der Kirche, und zwar ipso facto. Daher kann es auch keine "schismatische katholische Kirche" Deutschlands geben. Zudem handelt es sich nicht einmal lediglich um ein Schisma, was offenbar in der öffentlichen Auseinandersetzung zuweilen übersehen wird. Primär geht es um Häresie bzw. Apostasie, mit dem freilich immer automatisch die Trennung vom Papst und den ihm untergebenen Mitgliedern der Kirche (= Schisma) einhergeht. In diesem Zusammenhang erscheint auch der Hinweis auf einen wenig beachteten Canon des CIC als sinnvoll: "Can. 194 § 1. Eines Kirchenamtes wird von Rechts wegen enthoben: (...)
    2° wer vom katholischen Glauben oder von der Gemeinschaft der Kirche öffentlich abgefallen ist (...).§ 2. Die in nn. 2 (...) genannte Amtsenthebung kann nur dann geltend gemacht werden, wenn sie aufgrund einer Erklärung der zuständigen Autorität feststeht." Auf die entsprechende Erklärung des Hl. Stuhls - mit Blick auf mehr als einen deutschen Bischof - wird man wohl vorläufig vergeblich warten. Trotzdem ist es richtig und wichtig, sich des kanonischen Sachverhalts als solchen bewußt zu bleiben. Der Amtsverlust ist in mehr als einem Falle mit praktischer Evidenz erfolgt, wenn auch noch nicht mit allen "urgierbaren" Rechtsfolgen. Prof. Johannes Stöhr wies in einem Artikel in "Theologisches" vom Jahre 2019 auf eben diesen Sachverhalt hin, und stellte die Frage: "Wieviele Fälle mag es derzeit allein in Deutschland geben?"

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